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  1. #181
    Sims Kenner
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    Zitat Zitat von Laska Beitrag anzeigen
    Es tut mir so leid, dass ich erst jetzt antworte, Thoma. Mein Internet spinnt rum und es war fast unmöglich die alten Bilderlinks durch neue zu ersetzen.
    Kein Problem!

    Zum neuen Kapitel, ich habe es zwei Mal gelesen, denn ich konnte nicht gleich nachvollziehen, was an Edwards Vorwürfen denn nun ungerecht und falsch war. Habe ich das richtig verstanden, dass Edward Eve und Mareike vorgeworfen hat, sich verbündet zu haben, um ihn wieder mit Jou zusammen zu bringen? Und das Mareike und Eve sich jetzt beide angegriffen fühlen, weil Edward ihnen das zutraut, wo sie in diesem speziellen Fall doch unschuldig sind und auch nicht gemeinsame Sache gemacht haben?
    Die haben ja Nerven! Sie haben sich in der letzten Zeit ständig in seine Beziehung eingemischt, haben sein Verhalten bewertet und hinter seinem Rücken miteinander geredet und jetzt wundern sie sich über sein Misstrauen? Das kann ich nicht verstehen!

    Ich bin gespannt, wie Edwards Treffen mit Jou sein wird, hoffentlich sprechen sie sich mal richtig aus.
    Geändert von Thomaline (26.05.2020 um 15:29 Uhr)




  2. #182
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    Jou befand sich in einer merkwürdigen Verfassung. Ähnlich übernächtigt wie Mareike, dabei nervös und zeitgleich ein wenig aufgekratzt. Nun ja, in puncto Nervosität nahmen wir uns beide nicht viel. Pawati hingegen grinste wie ein Honigkuchenpferd und überbrückte die Zeit, bis unser Taxi eintraf. (Ich hatte tatsächlich versäumt eines vorzubestellen.)

    Auf der Fahrt selbst herrschte Schweigen. Keine unangenehme Stille, wie ich anmerken möchte. Zweifelsohne hatten wir Redebedarf, es schien nur so, als würden ihm, wie mir, die Worte für einen vernünftigen Einstieg fehlen. Nun, vorausgesetzt ich deutete seine Blicke und sein Lächeln richtig.
    Wie auch immer nach einer Weile sank sein Kopf an meine Schulter und seine gleichmäßigen Atemzüge verrieten mir, dass er eingeschlafen war. Vielleicht nicht das Schlechteste, dass in dieser Situation passieren konnte.

    Ich lehnte meine Wange vorsichtig an sein Haar, sah aus dem Seitenfenster und ließ meinen Gedanken freien Lauf. Das Letzte, bzw. das erste und einzige Mal, dass ich jemanden so sehr gewollt hatte wie ihn, lag gut 2 Jahre zurück und ging nicht sonderlich gut aus. Ich schloss die Lider und diesmal spürte ich eine seltsame Ruhe in mir aufsteigen. Es fühlte sich verdammt gut und richtig an ihn an meiner Seite zu haben. Meine Mauer hatte längst Risse bekommen, wurde mir recht deutlich bewusst. Blieb nur noch abzuwarten, wie gut er mit Hammer und Meißel umzugehen wusste.

    Jou erwachte, als das Taxi zum Halten kam. Krabbelte aus demselben und vertrat sich ein wenig die Beine. Ich zahlte die Rechnung und war kaum ausgestiegen, da sah ich was seine Aufmerksamkeit erregt hatte.



    Ich gestehe, ich geriet etwas aus dem Häuschen bei ihrem Anblick. Sie waren aber auch zu niedlich, wie sie da so umeinander staksten, als hätten sie gerade erst entdeckt, wozu ihre kleinen Beinchen zu gebrauchen waren. Jou teilte meine Begeisterung. "Kaum zu glauben", grinste er, "das aus denen mal elegante Schleichgänger werden." Wir beobachteten sie eine Weile amüsiert und dadurch wurde die Besitzerin des Wurfes auf uns aufmerksam.



    "Falls Sie Interesse haben muss ich Ihnen leider sagen, sie sind alle schon vergeben." - "Schade", murmelte ich unwillkürlich und wir kamen ins Gespräch. Wir erfuhren, dass die Dame sich um die Streuner der Stadt kümmert. In Zusammenarbeit mit dem hiesigen Tierarzt sorgte sie außerdem dafür, dass alle nach und nach kastriert würden, da sie allmählich überhandnahmen und ein Ärgernis für die Touristen darstellten.



    Ich ließ mir ihre Visitenkarte geben und beschloss ihre Bemühungen zu unterstützen, sobald ich wieder etwas flüssiger war. Wir verabschiedeten uns, als Jous Magen unüberhörbar zu knurren begann. Ich gestehe, ich konnte mich kaum losreißen, sie waren einfach zu putzig. Musste dann jedoch dem Ruf der Natur nachgeben, derweil Jou den Weg zu den Imbissbuden einschlug.



    Nicht viel später stieß ich wieder zu ihm. Mit einem Blick wurde mir klar, weshalb er dermaßen geknickt aus der Wäsche sah. Ich setzte mich zu ihm und schlug vor, es in dem Restaurant unten an der Promenade zu versuchen, als ein junges Mädchen, eine Entschuldigung auf den Lippen, an uns vorbeieilte.



    Jou stellte sich an, ich machte Bekanntschaft mit der Mutter der Kleinen. Nun, jedenfalls nehme ich an, es war die Mutter, denn sie war ebenso bildhübsch wie diese, wenn auch deutlich zurückhaltender.



    "Du hattest auch mal eine, nicht wahr?", erkundigte Jou sich, kaum dass wir saßen. Ich nickte. "Wie hieß sie?" - "Katze", nuschelte ich. Er lachte. "He", pflaumte ich ihn an. "Ich war erst drei, als ich sie bekam." - "Okay", schmunzelte er. "Und wie sah sie aus?" - "Sie war schneeweiß, mit einem grünen und einem blauen Auge."



    Er schien interessiert, also erzählte ich ihm mehr: "Ich bekam sie an meinem Geburtstag, von meiner Mum.



    Vermutlich war sie als Ablenkung gedacht, damit ich mich nach Eves Geburt nicht zurückgesetzt fühlen würde. Stattdessen wurde sie mein größter Trost."



    Ich lächelte wehmütig und sprach schnell weiter: "Sie war ziemlich schlecht erzogen, frech wie Oscar.



    Doch auch sehr anhänglich und vor allem verspielt.



    Lautes Geschrei machte ihr herzlich wenig aus.



    Nur wenn wir es zu doll trieben, dann verzog sie sich." Ich lachte leise bei der Erinnerung an unsere Dachboden-Abenteuer und beschrieb sie ihm in allen Einzelheiten.



    "Sobald Ruhe einkehrte, tauchte sie jedoch wieder auf."



    Ich rollte mit den Augen, als mir noch etwas anderes einfiel: "Eve hatte die Angewohnheit ihr die unmöglichsten Sachen anzuziehen, sehr zu meinem Missfallen."



    "Ihr selbst hat es allerdings nie etwas ausgemacht", erinnerte ich mich schmunzelnd.



    "Wie lange hattest Du sie?", fragte Jou, als ich endlich den Mund hielt. "Fast 18 Jahre. Sie starb", ich schluckte hart. "Sie starb, als ich... als ich in der Klinik war." Ich wage zu behaupten, dass er seine Frage nach meiner Antwort sofort bereute. Ich lächelte ihn um Verzeihung bittend an. "Habe ich Dir schon erzählt, dass ich mir ihretwegen den Arm gebrochen habe?" Er schüttelte den Kopf.



    "Es war Winter und obwohl sie ein Freigänger war, kam sie jede Nacht zurück. Nun, eines Abends kam sie nicht. Wir suchten erst im Haus, dann im Garten und dort fanden wir sie schließlich auch. Trotz Leckerli und guter Worte ließ sie sich nicht erweichen von ihrem hohen Ast herunterzusteigen. Also kletterte ich hinauf..."



    Ich verstummte, lauschte. Hatte ich mich geirrt, oder maunzte tatsächlich eine Katze in den höchsten Tönen? "Und fielst runter?" - "Ungefähr in der gleichen Sekunde, in der sie an mir vorbei in Johanns Arme sprang." Da war es wieder: "Hörst Du das?" Er sah mich verwundert an, nickte jedoch. "Die hat doch was", murmelte ich und stand auf. "Sie miaut schon die ganze Zeit", wusste Jou zu berichten.



    "Lass uns kurz nachsehen", bat ich, ohne zu bemerken, dass ich mich längst in Bewegung gesetzt hatte.



    "Ich sehe nichts Verdächtiges, Du?" - "Hhm", gab Jou nur von sich, erhob jedoch keine Einwände, als ich vorschlug uns für die Suche aufzuteilen.

    Geändert von Laska (04.10.2021 um 15:13 Uhr)

  3. #183
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    Ich würde gern behaupten, dass ich sie zuerst entdeckte. Vielmehr war es jedoch so, dass sie mich durch ihr anhaltendes Miauen in die richtige Richtung lotste und mir dann quasi vor die Füße sprang.



    So behände, dass ich nahezu sicher war, sie sei nicht verletzt. Trotzdem tastete ich sie vorsichtig ab. Sie ließ es sich recht willig gefallen.



    Vorsichtig hob ich sie auf, auch dies ließ sie sich ohne weiteres gefallen. "Ich habe sie", rief ich leise, um Jou zu informieren. "Eine Maneki-neko", stellte er begeistert fest.



    "Was immer er damit meint", flüsterte ich ihr zu. Sie lauschte aufmerksam, als ich ihr erzählte, wie hübsch und lieb sie sei. "Du musst sie behalten, Eddie."



    "Vielleicht gehört sie schon wem", gab ich zu bedenken. "Hhm." Ich hatte nicht den Eindruck, als wäre er ganz bei der Sache.



    "Wir fragen die Katzen-Lady", entschied er plötzlich. "Komm mit." Ich folgte ihm bereitwillig. "So wie sie müffelt, hat sie bestimmt kein Zuhause", befand Jou. Ich hatte nicht den Schneid, ihm zu widersprechen. Ertappte mich jedoch dabei, wie sehr ich mir wünschte er würde recht behalten.



    Nun, die Dame war uns keine große Hilfe, schickte uns jedoch weiter zum Tierarzt ihres Vertrauens. Die Praxis war gut besucht, sehr zu Jous Unbehagen, wie ich vermutete. "Wie hast Du sie vorhin genannt?", erkundigte ich mich daher, um ihn abzulenken. "Maneki-neko, das ist japanisch und bedeutet Glückskatze." Das klang gut.



    Die Sprechstundenhilfe erschien, grade als Jou zu einer Erklärung ansetzen wollte. Unser Fundstückchen wurde gescannt. Sie trug keinen Chip. Eine Vermisstenmeldung, die auf ihre Beschreibung passen würde, gab es ebenfalls nicht.



    Jou setzte seine Erzählung fort. Ich glaube, es handelte sich um Legende über eine Geisha, deren Ehemann und ihrer Katze. Ich stellte das Zuhören ein, als der Gatte zum Schwert griff, um der geliebten Fellnase den Kopf abzuschlagen.



    Dies fiel mir umso leichter, da mir bewusst wurde, dass einer Adoption nichts im Wege stehen würde.
    Sobald Jou seinen Monolog einstellte, verkündete ich: "Ich nenne sie Sundae." - "Heut ist Montag, Ed." Ein merkwürdiger Einwand. "Ich weiß."



    Einen Moment später wurden wir aufgerufen. Sunny erhielt ein Ungezieferbad und die anschließende Untersuchung ergab, dass ihr nichts weiter fehlen würde, als etwas mehr Speck auf den Rippen. Rein vorsorglich bestand ich auf eine Vitamin- und Aufbauspritze, die sie geduldig über sich ergehen ließ.



    Das mit ihrem Gewicht würden wir recht schnell in den Griff bekommen, da war ich sehr zuversichtlich.



    Wir riefen ein Taxi für den Heimweg. Jou erbot sich an der Straße zu warten, während Sunny und ich, im Praxis eigenen Tierhandel, das Nötigste für sie einkauften.



    Die Rückfahrt verlief deutlich turbulenter, da Sunny Autofahren nicht sehr geheuer war. Schlussendlich rollte sie sich erschöpft auf Jous Schoß zusammen und verschlief die letzte, halbe Stunde.

    Mareike war erstaunt oder besser gesagt freudig überrascht von meinem kleinen Mitbringsel. Schnell waren die Einkäufe ausgepackt und nach dem Sunny zunächst alles neugierig erkundigt hatte, stürzte sie sich auf ihr Futternapf und auch wir aßen eine Kleinigkeit.



    Mareike zog sich zurück und auch Jou verabschiedete sich alsbald. Ich hätte ihm gern ein Taxi gerufen, doch er bestand, trotz einsetzenden Regens, darauf zu Fuß zu gehen. Ich vermutete stark, dass er vor Erreichen seines Ziels pitschnass sein würde.



    Wie aufs Stichwort eilte ich nach draußen. Dort, auf der Terrasse, hatte ich zuvor Sunnys Katzentoilette platziert. Eine äußerst unglückliche Platzwahl, für wahr. Ich griff mir die Schale und trug sie ins Haus. Sunny folgte mir neugierig. Erkundete, während ich mich für die Nacht fertig machte auch dieses Zimmer und brachte mir einen Aspekt der Katzenhaltung ins Gedächtnis, den ich erfolgreich verdrängt hatte.



    Nun ja, bleibt nur noch zu vermelden, dass wir zwei uns danach ebenfalls zur Ruhe begaben.

    Geändert von Laska (04.10.2021 um 15:15 Uhr)

  4. #184
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    Bevor ich es wieder vergessen, hier die screens:



    Geändert von Laska (04.10.2021 um 15:17 Uhr)

  5. #185
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    *yay, ich hab endlich meinen neuen Router*

    Hi Thoma,

    super lieben Dank für Deinen Kommi. Ich bin begeistert wie viele Gedanken Du Dir machst!

    Gleichzeitig auch ein leises uihjeh...

    Ja, Du hast es richtig verstanden. Ich befürchte allerdings, das Ed ein selbstbestimmtes Leben nicht so sehr gewöhnt ist und die Einmischungen, wenn er sie überhaupt bewusst wahrnimmt, er fordert sie ja oft genug selber ein, nicht so schlimm empfindet wie wir das tun. Bei seinem 'Liebesleben' kennt er allerdings kein Pardon. Warum das alles so ist wie's ist, das erzählt er uns vielleicht am besten selber. Obwohl, er hat's ja nicht so mit den Gefühlen und dann noch drüber reden, hmhmhmm...

    Internet weg war ganz praktisch, denn nachdem ein gewisser jemand auf den Gedanken kam es sei eine gute Idee die nächsten drei Aufgaben zu einer zusammenzufassen , konnte ich schon mal beginnen die storyline zu straffen.

    Die alten screens aus dieser Aufgabe geben das allerdings nur bedingt her, daher wird es etwas mehr Text geben, wie eben am Anfang schon. Hoffe, ich krieg den Bogen einigermaßen vernünftig gespannt

    Liebe Grüße und nen dicken
    ich bin dann mal wieder

  6. #186
    Sims Kenner
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    Zitat Zitat von Laska Beitrag anzeigen
    Ja, Du hast es richtig verstanden. Ich befürchte allerdings, das Ed ein selbstbestimmtes Leben nicht so sehr gewöhnt ist und die Einmischungen, wenn er sie überhaupt bewusst wahrnimmt, er fordert sie ja oft genug selber ein, nicht so schlimm empfindet wie wir das tun. Bei seinem 'Liebesleben' kennt er allerdings kein Pardon. Warum das alles so ist wie's ist, das erzählt er uns vielleicht am besten selber. Obwohl, er hat's ja nicht so mit den Gefühlen und dann noch drüber reden, hmhmhmm...
    Edward ist wirklich extrem duldsam, mit Eve und Mareike; mir ist auch schon aufgefallen, dass er da eine größere Toleranzschwelle hat als ich. Mir kommt es halt irgendwie so vor, als würde er immer unselbstständiger werden, seit Mareike bei ihm eingezogen ist und ich nehme ihr übel, dass sie das durch ihr Verhalten unterstützt. Sich von seinem Vater abzunabeln und an einem fremden Ort einen Neustart hinzulegen, war so mutig und jetzt begibt er sich erneut in Abhängigkeit. Das macht mich irgendwie traurig und wütend. Dadurch kommen mir Eve und Mareike wie Zecken vor, die sich in sein Fleisch graben und ihm seine Kraft entziehen. Es gibt ja Menschen, die es genießen, von anderen gebraucht zu werden und zu diesem Zweck andere Menschen durch ein überfürsorgliches Verhalten schwächen und von sich abhängig machen.

    Der Ausflug mit Jou ist ja wirklich gut gelaufen, wie schön. Habe natürlich gleich 'Sundae' gegoogelt, sehr passender Name, für eine bunte Katze. Ich will ein Eis!

  7. #187
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    Hi Thoma,

    jupp, das isser wohl, meistens. Unselbständiger? Ich glaube eher er geht den leichten Weg, was ihn nicht wirklich tangiert, ignoriert er und zieht sein ding weiter durch.
    Hmm, abnabeln, mutig...
    Ächz, über die Zecken but nonono... pls noooooo
    Hihi, hab dir das googlen gleich mal nachgemacht, muss aber dazu sagen, dass bei meinem absolut liebsten eis-dealer (back in the days in Solihull) ein sundae ein vanilleeis-becher mit schoko- und karamelsoße war *yummy*, kam mir sofort in den sinn als ich seine katze gesehen hatte

    so, bin noch am umschreiben *bissi seufz* und wollte grad mal spielen, doch hab zum glück zuerst die patch notes angeguckt ;(
    mist hatte mich so drauf gefreut, aber jetzt lass ich die finger weg, bis ea das wieder bereinigt hat *nöl und seufz*

    danke für deinen kommi freu mich immer sehr

  8. #188
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    Die ersten Hinweise, dass etwas nicht mit rechten Dingen zuging, fand ich am nächsten Morgen in der Küche.



    Zuerst vermutete ich, Sunny hätte das gekaufte Futter nicht vertragen, doch meine nächste Entdeckung verhieß ein weitaus größeres Problem. Ich rief nach ihr und mein Verdacht bestätigte sich, denn sie sah alles andere als wohlauf aus.



    Mareike, die einen Moment später zu uns stieß, war ebenso wie ich der Ansicht, dass ein weiterer Tierarztbesuch unumgänglich war.



    Zum Glück wusste sie von einem Tierarzt in Newcrest, sodass Sunny die lange Fahrt nach Brindleton erspart blieb. Obschon ich nicht einmal sicher bin, ob ich ein zweites Mal dort vorstellig geworden wäre. Hatten sie doch gestern behauptet, Sunny sei zwar mitgenommen, doch gesund. Nun, wie auch immer, knapp 20 min später waren wir dort.



    Die Praxis war klein, doch gut besucht und obschon wir nicht die ersten waren, wurden wir zügig ins Behandlungszimmer gerufen. Ich vermute es lag daran, dass Sunny ein oder zwei weitere kleine Malheure im Wartebereich passierten.



    Das Personal war jedoch sehr nett und hilfsbereit. Die Ärztin jung, doch kompetent.



    Meinem Schatz ging es nach der Behandlung deutlich besser und so befanden wir uns recht schnell wieder auf dem Heimweg.



    Zu Hause wartete nicht nur eine besorgte Mareike, sondern auch Jou auf uns. An sich war er nur herübergekommen um sich zu erkundigen, wie wir die erste Nacht überstanden hätten, war dann jedoch geblieben als er die weniger guten News erfuhr. Die Sorge der beiden schwand nach meinem ausführlichen Bericht recht schnell.



    Meine Überraschung, über seine Intension, mir im schlimmsten Fall der Fälle, zur moralischen Unterstützung beiseitezustehen, hielt etwas länger an.



    Nun, ein Anruf Bens brachte mich recht zügig zurück in die Realität, denn er fragte an, ob ich einige Körperstudien anfertigen könnte. Die, wenn ich nichts dagegen hätte, im Rahmen eines Schulungsprojekts der Newcrester Kunstakademie ausgestellt würden.



    Selbstverständlich hatte ich keinerlei Einwände. Im Gegenteil, ich freute mich sehr, dass er bei dieser Gelegenheit an mich gedacht hatte.



    Meine Neugier war geweckt, ließ diese Bitte doch darauf schließen, dass er zwischenzeitlich geeignete Räumlichkeiten gefunden hatte. Er bestätigte meine Vermutung. Ich ließ mir die Adresse geben und wir beendeten unser Gespräch mit einer Verabredung für den Nachmittag.



    Erst nachdem Jou sich verabschiedete hatte, erfuhr ich von Mareike, dass sie beide darauf spekuliert hätten, ich würde sie zur Geek-Con begleiten. Vermutlich hätte ich an solch einer Veranstaltung keinen großen Gefallen gefunden, bedauerlich war die verpasste Gelegenheit dennoch.



    Nun, immerhin war Sunny von ihrem morgendlichen Unwohlsein kaum noch etwas anzumerken.



    Ein Umstand, der dazu beitrug, dass meine Stimmung sich allmählich wieder hob.



    Über den Besuch der Galerie lässt sich nicht viel sagen. Im Untergeschoss, standen Skulpturen, das Obergeschoss befand sich im Umbruch, war nicht sonderlich groß, doch durchaus annehmbar.



    Ich erfuhr, dass die erwähnte Ausstellung noch unter dem Namen des alten Eigentümers stattfinden würde. Danach erst würde die offizielle Übernahme der Galerie durch Ben erfolgen. Im Rahmen dieser Feierlichkeit plane er eine Ausstellung mir zu Ehren. Ich war einigermaßen überrascht, was bitte nicht negativ zu verstehen ist.



    Wir besprachen noch weitere Kleinigkeiten, mit denen ich hier niemanden langweilen möchte. Nun, vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass mir ein Lagerraum angeboten, als ich meine etwas beengten Wohnverhältnisse erwähnte.



    Erst beim Verlassen der Galerie wurde mir bewusst, dass demnächst zwei Ausstellungen stattfinden würden, die exklusiv mit meinen Werken bestückt wären. Eine etwas beängstigende Vorstellung, ehrlich gesagt, die ich umgehend mit meiner Schwester teilen musste.



    Eves Begeisterung war absolut ansteckend und auch ihr Versprechen, Himmel und Hölle in Bewegung zu versetzen, um am Tag der Eröffnung an meiner Seite zu sein, trug sehr dazu bei, dass ich mich besser fühlte.



    Noch während der Rückfahrt organisierte ich den ersten Transfer meiner Bilder zur Galerie und veranlasste die Anlieferung meiner eingelagerten Büromöbel für den nächsten Tag. Zu Hause war alles im grünen Bereich, wie man so schön sagt, wenn man einmal davon absieht, dass mich eine Rechnung über 1600 $ erwartete.



    Sunny hatte das Alleinsein gut überstanden, das war die Hauptsache.



    Wir spielten eine Weile, dann ging ich duschen und machte mich an die Arbeit.



    Nun, ich versuchte es zumindest, doch Sundae hatte andere Pläne, wie sie unmissverständlich und recht lautstark zum Ausdruck brachte.



    Es folgte eine etwas längere Diskussion über die Notwendigkeit des Geldverdienens,



    die damit endete, dass wir zwei es uns vor dem Fernseher gemütlich machten.

    Geändert von Laska (04.10.2021 um 16:32 Uhr)

  9. #189
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    Ebenso unerbittlich führte Sunny mich am Morgen zu ihrem leeren Napf. Selbstverständlich kam ich meiner Fürsorgepflicht umgehend nach, was sie jedoch nicht daran hinderte meine Bemühungen zu ignorieren und ihr Futter zu verschmähen.



    Ihrer Energie tat dies allerdings keinen Abbruch.



    Selbst geraume Zeit später, Mareike und ich hatten unser eigenes Frühstück längst beendet, tobte sie noch wie eine Verrückte durchs Zimmer.



    Ich spielte eine Weile mit ihr im Garten. Sofern man die Wüste um mein Haus herum, als solchen bezeichnen kann. Die einsetzende Hitze zog mich jedoch recht bald zurück ins Haus.



    Da ich noch einige Vorkehrungen treffen musste, bevor meine Bilder abgeholt und meine eingelagerten Möbel angeliefert werden konnten, unterbrach ich meine Tätigkeit recht bald. Duschte und schickte Eve auf die Schnelle ein Selfie.



    Nicht viel später rief sie zurück: "Sie schaut aus wie Dein Lieblingseis, wem gehört sie?" - "Mir", gestand ich kleinlaut ein, denn bei ihrer Frage wurde mir sofort bewusste, dass ich mir einiges würde anhören müssen. Immerhin hatte ich ihr diese Neuigkeit zwei Tage lang vorenthalten.



    Nun, so war es dann auch. Deutlich erfreulicher war der Rest unseres Gesprächs. Vater hatte ausrichten lassen, dass er den Feiertag im Büro verbringen würde. Unsere Großeltern, die in solchen Fällen für gewöhnlich einsprangen, bestanden nicht auf Eves Gesellschaft, sodass wir den Abend zusammen verbringen konnten. Ich war begeistert, zumal der Freitag schulfrei war und sie über Nacht bleiben würde.



    Glücklicherweise teilte Mareike meine Freude über Eves spontanen Besuch. Ihre Vorstellungen zu Ablauf und Ausrichtung dieses Familienfestes stimmten weitgehend mit den meinen überein, sodass ich die Planung desselben getrost ihr überließ. Sie schritt umgehend zur Tat.



    Meine Hilfe wurde nur benötigt, als es darum ging Julian bei Transport und Aufbau ihrer Werkbank zur Hand zu gehen. Er nutzte die Gelegenheit, um mich wissen zu lassen, dass Mareikes Nachbarschaft äußerst erstaunt gewesen sei, als bekannt wurde, dass sie zu mir zog. Ich konnte ihm zunächst nicht ganz folgen. Seine weiteren Ausführungen ließen jedoch zweifelsohne darauf schließen, dass man uns in Verdacht hatte ein 'gewisses' Verhältnis zu unterhalten.



    Kaum zu glauben, welch abstruse Ideen mache Leute entwickelten. Ich brachte umgehend und unmissverständlich zum Ausdruck, dass derlei Gerüchte absolut haltlos seien. Er zeigte sich deutlich erleichtert, machte sich allerdings leicht verlegen erneut an der Werkbank zu schaffen.



    Ich ging zurück ins Haus und ließ Mareike, die in der Küche saß und eine Einkaufsliste schrieb, wissen, dass ich nichts dagegen hätte, wenn Julian sich uns am morgigen Abend anschließen würde. Ich kann vermelden, dass er die Einladung gern annahm.



    Viel mehr zu berichten gibt es nicht. Nun vielleicht noch, dass der Austausch meiner Möbel reibungslos vonstattenging. Den Nachmittag verbrachte ich damit mein Atelier herzurichten, um dann bis in die Nacht hinein an der Staffelei zu stehen.



    Der Morgen des Herbstfestes begann erneut mit einem mehr oder weniger geruhsamen Frühstück.



    In dessen Anschluss wir voller Vorfreude mit den finalen Vorbereitungen begannen. Mareike widmete sich ihren Pflanzen, ich begann mit dem Schnitzen der Kürbisse und zwischendrin erschien Julian mit einem Teil seiner Campingausrüstung.



    Mareike holte mich herein, als die zwei mit dem Umräumen des Wohnzimmers fertig waren. Ich kann nicht behaupten, dass ich mit dieser Lösung restlos zufrieden war, doch eine andere Möglichkeit hatte sich auf die Schnelle nicht ergeben.



    Die Dekoration des Hauses oblag mir und ich versuchte das Beste aus unsere spärlichen Möglichkeiten zu machen. Ob mir dies gelungen ist, lasse ich einmal dahin gestellt. Anschließend erbot ich meine Hilfe bei den Essensvorbereitungen. Sie wurde nicht benötigt, sodass ich mich aufs Zuschauen und Lernen beschränkte.



    Sehr viel mehr gab es für mich nicht zu tun. Nun ja, ich konnte noch etwas Zeit dadurch totschlagen, dass ich mein Bett zurück in die Mitte des Schlafzimmers schob. So wäre Eve in der Nacht nicht gezwungen über mich zu klettern, um ins Bad zu gelangen. Hinterher machte ich erst mich und dann Sunny besuchsfein.



    Julian traf als Erster und etwas vor der Zeit ein, woraufhin Mareike mich vor dem Ofen positionierte, um aufzupassen, dass unser Festschmaus nicht verbrannte.



    Eine gute halbe Stunde später hatte die quälende Warterei auch für mich ein Ende.
    Geändert von Laska (05.10.2021 um 14:19 Uhr)

  10. #190
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    Ich stürmte hinaus, kaum das Eve aus dem Wagen gestiegen war. "Endlich", entfuhr es mir erleichtert und beugte mich mit einem herzlichen Lächeln zu ihr. "Glaubst Du tatsächlich, dass Du so davon kommst, Teddy", nölte sie, statt meine Begrüßung zu erwidern.



    Ich lachte leise, schlang meinen Arm um ihren Hals und zog sie an mich. "Geht doch", nuschelte sie und zwickte mich dabei in die Seite. "Kein Spruch?", provozierte ich sie leise. Eve schmiegte sich fester an mich und gestand: "Ich habs mir schlimmer vorgestellt." Ich seufzte, halb resigniert, halb erleichtert.



    Sundae rettete die Situation, sozusagen, denn sie umkreiste uns unter lauten Miauen, brach dann jedoch fluchtartig zu einem ihrer Streifzüge auf. Ich bat Eve ins Haus, wo wir bereits ungeduldig erwartet wurden.



    Nachdem ich die drei miteinander bekannt gemacht hatte, trug Mareike das Essen auf. Es duftete herrlich und da es ebenso mundete, sparten wir nicht an entsprechenden Komplimenten. Das Tischgespräch entwickelte sich durchaus angenehm. Was zum Gutteil an Eves geselligen Wesen lag.



    Sie hat keinerlei Schwierigkeiten mit Fremden in Kontakt zu treten. Überwindet die Schwelle von Smalltalk zu persönlichen Themen so mühelos, das niemand auf den Gedanken käme, sie habe ihren Gesprächspartner soeben erst kennengelernt. Nun ist es nicht so, dass mir dies Talent völlig abgeht, doch im Gegensatz zu mir, hatte Eve ihre helle Freude daran. Mein Anteil an der Konversation war daher eher marginal.



    Sicherlich war ich nicht unhöflich, doch mit den Gedanken anderswo und zugegebenermaßen leicht unkonzentriert. Daher erschrak ich ein wenig, als Eve den Namen unserer Mutter erwähnte: "María Leonóra Santiago de Luna." Ich konnte förmlich 'hören', wie sie amüsiert ihre Augen verdrehte, da sie es immer tat, wenn dies Thema zur Sprache kam: "Teddy hat auch ihr Talent geerbt."



    Mareike, die bis dato wohl nicht wusste, dass ich Klavier spielen kann, war sehr angetan. Julian dem Vernehmen nach auch, nur Eve schien plötzlich Skrupel zu haben.



    Mareike versicherte ihr, es spräche wirklich nichts dagegen. Was auch immer es war, sie bestand geradezu darauf. Es klang deutlich freundlicher, als die Worte es vermuten lassen.



    "Nun, wenn ihr wirklich nichts dagegen habt", erwiderte Eve zögerlich und verpasste mir einen resoluten Tritt vors Schienbein. Ich war ihr fast dankbar, verflüchtigte sich dadurch doch die Erinnerung, an eine Zeit, als ich erst drei und meine Welt noch intakt war.



    "Sei so gut, Jung", bat Mareike mich. Obschon ich weder ihren Blick deuten konnte, noch den Hauch einer Ahnung hatte, auf was ich mich einließ, gab ich meine Zustimmung: "Gern." Allein aus der Gewissheit heraus, dass ich es erfahren würde, sobald sich meiner Schwester die passende Gelegenheit dazu bot.



    "Prima", sagte diese auch sofort. "Und wenn Du fertig bist, Teddy", sie grinste vergnügt. "Kannst du den Tisch abräumen." Da sie ihre Füße, zu meinem außerordentlichen Bedauern, vorab in Sicherheit gebracht hatte, kam ich der Aufforderung ohne Verzögerung nach.



    Kaum das ich die Spülmaschine befüllt und eingeschaltet, sowie die Reste des Essens im Kühlschrank verstaut hatte, sprang sie auf und bedankte sie bei den Beiden. "Raus hier", zischte sie mir zu und marschierte ohne anzuhalten zur Tür hinaus.




    Ich winkte den Anderen rasch und etwas linkisch zum Abschied zu und folgte ihr auf dem Fuße. "Und jetzt?" Eve musterte mich, als sei ich ein ganz besonders lästiges Insekt, dessen einzige Daseinsberechtigung darin bestand, ihr das Leben schwer zu machen. "Du hast nicht eine Sekunde zugehört", stellte sie fest. Verdrehte die Augen, als ich schwieg und leierte herunter: "Wir gehen in die Bar, in die Du immer gehst, wenn Du Klavier spielen willst." Ich zückte mein Handy. "Was wird das?" - "Ich rufe ein Taxi." Sie runzelte die Stirn: "Wir gehen nicht zu Fuß?" Ich verneinte und bestellte eine Fahrt nach Willow Creek.



    "Wo ist eigentlich Jou?" - "Jou?" - "Ja, Jou." Wie kam sie jetzt darauf? "Das ist der Typ, der-dir-den-Ver-stand-raubt-Ted." - "Ich weiß, wer Jou ist." - "Wenigstens etwas", nölte sie. "Und? - "Was und?" - "Et-wart!" Ich kann es nicht leiden, wenn sie meinen Namen so ausspricht.



    "Musst Du noch mal pieseln?" - "Nein! Ich-möch-te-wis-sen-wo-Jou-ist." - "Zuhause nehme ich an." - "Du nimmst das an?!?" - "Es ist ein Familienfest, Eve." Sie schnappte förmlich nach Luft. Meine Chance: "Kannst Du mir bitte verraten, was das hier soll?" Sie schloss die Augen, ließ Kopf und Schultern hängen. Eine vollkommene Impression purer Verzweiflung. "Eve?" - "Sie wollten uns loswerden." Ich musste nicht einmal fragen wer, denn sie lieferte die Antwort gleich hinterher: "Mareike und Julian." - "Und deswegen erzählst Du ihnen unsere Lebensgeschichte?" Um es kurz zu machen: "Nei-ein!"




    ((Hier die längere Version, nur für den Fall, dass es jemanden interessiert:

    Ich würde gern behaupten, dass die Ankunft unseres Taxis, diesem Gespräch ein Ende setzte. Doch dem war leider nicht so.

    Immerhin erfuhr ich nach und nach sämtliche Einzelheiten. Ich ziehe es vor, mich auf das Wesentliche zu beschränken: Mareike und Julian haben sehr offensichtlich miteinander geflirtet. Meiner Meinung nach eine durchaus gute Nachricht. Eve sah es etwas anders. Wie auch immer. Mareike habe schließlich gefragt, ob wir zwei Hübschen noch etwas Besseres vorhätten, als den ganzen Abend mit alten Leuten abzuhängen. Ich war leicht schockiert. Eve ebenso (allerdings weniger über die Wortwahl).

    So spontan sei ihr nichts anderes eingefallen, als zu behaupten, sie sei geradezu versessen darauf, diese kleine Bar kennenzulernen, in die ich so gern ging. Ob es das Schlangennest sei, wurde sie gefragt. Eve wusste es (natürlich) nicht, erwähnte jedoch ich würde dort hingehen, um Klavier zu spielen. Julian war überzeugt, dann könne es nur die Lounge sein und versicherte ihr, beides sei fußläufig zu erreichen. Mareikes Reaktion war Überraschung pur. (An dieser Stelle, brachte Eve recht anschaulich zum Ausdruck, dass sie es mehr als merkwürdig fand, dass die Frau, mit der ich seit Wochen zusammen wohnte, über diesen so wichtigen Teil meines Lebens nicht informiert war.)

    Nur aus diesem Grunde habe sie erwähnt, dass Mamá (bis zur Heirat) Konzertpianistin war. Julian und Mareike, beide ausgesprochen fleißige Konzertbesucher (war mir neu, ließ ich jedoch unerwähnt), scherzten, sie seien vielleicht doch nicht so bewandert auf dem Gebiet, da ihnen der Name Willoughby in diesem Zusammenhang nicht geläufig sei.

    Mein Aha-Effekt, sozusagen. Denn nur so ergab es einen Sinn, warum Eve den Geburtsnamen unserer Mutter nannte. Meine Schwester, inzwischen mehr als leicht genervt, war der Ansicht, dies alles hätte mir auffallen müssen. Wäre ich nicht solch ein Träumer und ausschließlich damit beschäftigt gewesen, das Essen auf meinem Teller hin- und herzuschieben. Ich gestehe, ich war beleidigt. Der Rest der Fahrt verlief schweigend.))

    "Du bist doof", beschied sie mir, als wir vor der Bar 'Zum blauen Samt' standen. "Ich weiß." - "Lieb Dich, trotz-dem." - "Das Einzige, das mich am Leben hält", erwiderte ich trocken. "Das meinst Du hoffentlich nicht ernst." - "Nope."



    Sie musterte mich skeptisch, zückte ihr Handy und befand: "Sehr doof." - "Yup."



    Kaum drei Schritte im Inneren, die Frage wo die Toiletten seien. Oben, antwortete ich und wollte wissen, warum sie nicht gegangen sei, als ich sie vorhin gefragt hab. Ihre lapidare Antwort: "Da musste ich noch nicht!"



    Ich ließ sie stehen, setzte mich an den Flügel und begann zu spielen. Gegen Ende sang eine Männerstimme den Refrain mit. Es klang gut, also sah ich auf und brach abrupt ab. Dergleichen war nie zuvor vorgekommen und, um ehrlich zu sein, ich hätte es Jou auch nicht zugetraut.



    Wir sprachen nur kurz miteinander. Er bat mich für ihn zu spielen und wünschte sich, wie üblich, ich solle ihn überraschen. Ich schlug ein paar Töne an, doch meine Musikauswahl missfiel ihm ganz offensichtlich.



    Nicht in der Stimmung mich beirren zulassen, spielte ich das Lied komplett durch. Möchte jedoch nicht verhehlen, dass ich meinen Entschluss bereute, denn als er sich abwandte, war ich mir sicher, dass er die Bar verlassen würde.



    Bei meinem nächsten Lied war Eve wieder zur Stelle. Es war tröstlich ihre Stimme zuhören.



    Textsicher war sie allerdings nicht. Stieg falsch ein und zwang mich dadurch zurück an den Anfang. Dass sie die Reihenfolge der Strophen verwechselte war zwar nicht weiter schlimm. Führte jedoch dazu, dass ich mich stärker als gewohnt konzentrieren musste, um mit ihr mitzuhalten.



    Warum ich zum Schluss in ihren Gesang einstimmte, kann ich nicht genau sagen. Vielleicht, um sie davon abzuhalten weitere Schleifen zu drehen. Noch bevor der letzte Ton verklungen war, schlug ich die Augen wieder auf.



    Und war nicht sonderlich begeistert, von dem was ich sah. Jou suchte nahezu umgehend das Weite. Endgültig diesmal, denn ich sah wie er durch die Hintertür verschwand. Eve war hartnäckiger.



    Ich kehrte zurück an die Tasten. Sie zog es vor mir für eine Weile aus dem Weg zugehen. Schlussendlich vertrugen wir uns jedoch wieder und natürlich traten wir den gemeinsam den Heimweg an.



    Getreu dem Motto, alten Ärger nicht in einen neuen Tag zu tragen, ließen wir den Abend Revue passieren.



    Eve war gereizt wegen der Problematik bei Tisch und hatte diese Emotion an mir ausgelassen. Einer der Gründe warum ich in der Bar so überreagierte. Eine Kettenreaktion, sozusagen. Oder, wie meine Großmutter in einem solchen Fall zu sagen pflegt: Der letzte tritt den Hund. Wie auch immer, der Leidtragende in dieser Geschichte war eindeutig Jou.


 

 

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