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  1. #271
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    Inhaltswarnung:

    In diesem Kapitel werden erwähnt:

    Kindesvernachlässigung,
    der nicht gewaltsame
    Tod naher Angehöriger,
    nicht detailiert beschriebene
    Schwangerschafts-/Geburtskomplikationen.

    Bitte entscheide selbst, ob du dieses Kapitel lesen möchtest.

    ----

    Wir fanden den Weg zurück, ohne weitere Umwege. Während ich mich der Zubereitung unseres Essens widmete, laß Jou mir aus Eves-Feiertagspost vor. Immer wieder erstaunlich, wie viele verschiedene Themen sie in kurzer Zeit abhandeln kann.



    Jou war weniger erstaunt, denn neugierig und so befand ich mich recht schnell in einer weiteren Frage-Antwort-Runde. Eine Anekdote hatte es ihm besonders angetan. Oder, besser ausgedrückt: wenig Verständnis und leichtes Misstrauen hervorgerufen. Jedenfalls schließe ich letzteres aus dem Ton, mit der er seine Frage hervorbrachte: "Du hast sie nicht wirklich in einem Karton vor die Tür gesetzt, oder?" Nun ja, doch, das habe ich tatsächlich, wie ich leicht beschämt eingestand. Jou war angemessen überrascht und wollte wissen, warum ich so etwas machen würde.



    "Es war der Tag meiner Einschulung", berichtete ich ihm. "Eve fand es furchtbar, dass sie allein nach Hause zurückkehren sollte." - "Du nicht?" - "Nicht wirklich", gab ich zu. "Ich war eher aufgeregt und freute mich auf die Zeit dort." - "Hhm." Ich hob bedauernd die Schultern. "Sie war sehr anhänglich, was mich nicht wirklich gestört hat, obschon es etwas mühsam war, sie die ganze Zeit herumzutragen." - "Das war der Grund?" Nun war Jou eindeutig entsetzt. "Nein, es wurde nur lästig, als es Zeit wurde für die offiziellen Fotos." Ich schmunzelte vergnügt, als die Erinnerung wieder aufflammte, denn so im Nachhinein bin ich recht zufrieden mit meinem.



    Damals jedoch nicht. "Hätte euer Vater nicht einschreiten können?" Jous Frage klang dermaßen unschuldig, dass es mir ungewohnt schwerfiel einzugestehen, dass mein Vater nicht mit von der Partie war.

    Aus demselben Grund gibt es von Eve ebenfalls kein offizielles Einschulungsfoto. Sie hat es schlichtweg abgelehnt, sich als einzige ohne Elternteil ablichten zu lassen.



    Wir haben es in den Osterferien nachgeholt, sozusagen. Ihr gefällt es und das ist die Hauptsache.



    Doch ich schweife ab. "Johann hätte es gekonnt", antwortete ich, "war zu dem Zeitpunkt allerdings mit Formalitäten beschäftigt und nun ja, der Rest ist Geschichte, würde ich sagen." Jou war wenig angetan von den Begleitumständen des Tages, jedoch bereit das Thema zu wechseln. "Geht Eure Familie tatsächlich bis ins 13. Jahrhundert zurück?" Ich lächelte amüsiert und schüttelte den Kopf. "Eve behauptet es gern, doch spätes 17. trifft es eher." - "Und warum bist du dann nur der Dritte?" Nur? Das entlockte mir ein Lachen. "Großvater ist "nur" der zweitgeborene Sohn. Sein Bruder William ist kinderlos verstorben."

    Jou stellte fest, da hätte er auch von alleine drauf können und wechselte erneut das Thema: "Warum bin ich dafür verantwortlich, dass du mit Jonah zusammengekommen bist?" Ich hätte vermutet, auch das läge auf der Hand, doch scheinbar war dem nicht so. "Ich habe keinen großen Hehl daraus gemacht, wie verschossen ich in dich war." Dieser Part meiner Antwort schien ihm durchaus zu gefallen. "Er hat es zum Anlass genommen, mich bei der erst besten Gelegenheit zu küssen." Jou riss die Augen auf.

    "Eve hat uns dabei beobachtet und es unserer Köchin erzählt." Ein unglücklicher Versuch ihn auf andere Gedanken zu bringen. "Sie hat was?" Ich lächelte schief und machte eine etwas hilflose Geste mit meiner freien Hand. "Euch geoutet?" Ja, so könnte man es wohl nennen. Ich sah ihn um Verständnis bitten an: "Sie war erst elf und hat sich nichts dabei gedacht, Jou." Er verdrehte die Augen und schnaufte unwillig.



    "Wie auch immer", nuschelte ich. "Nadja hat es Johann erzählt und er ... "- "Hatte wahrscheinlich nichts Besseres zu tun, als deinen Vater zu informieren", mokierte Jou sich. "Nein!" Er zuckte zusammen, zu Recht, wie ich eingestehen muss, denn mein Ton war absolut unangemessen. Nun, jedenfalls in Anbetracht seines derzeitigen Kenntnisstandes.

    In dem Bestreben einer Konfrontation aus dem Weg zugehen, fuhr ich deutlich sanfter fort: "Er hat mich zur Seite genommen und ein äußerst einfühlsames Gespräch mit mir geführt." - "Kompetenz überschritten würde ich es nennen", zürnte Jou. "Reißt du mir jetzt der Ohren ab?" Seine Frage war ein Resultat meines Blickes, nehme ich an, denn ich schwieg, um meine Contenance zu wahren, wandte mich ab und trug unser Essen auf.



    Er folgte mir zum Tisch und als wir saßen, erkundigte ich mich betont liebenswürdig: "Ich nehme an, Eve hat dir damit gedroht?" - "Indirekt", grummelte er. "Stößt du dich einmal mehr an unserem engen Verhältnis?" - "Nein", er schüttelte den Kopf. "Obwohl es wirklich ungewöhnlich ist." - "Nun ja", erwiderte ich leise. "Wir haben nur uns, weißt du." Ich musste schmunzeln, da ich unwillkürlich einen Zusatz gewählt hatte, der Eves Markenzeichen ist. Jou geriet erneut in Rage: "Und Johann und diese fürchterliche Nanny!"



    "Nicht mehr", entgegnete ich ruhig. "Großmutter hat sie gefeuert." - "Beide?" - "Nein, das würde sie nicht wagen." Jou runzelte die Stirn. "Sie hat Lydia entlassen, gleich nachdem sie erfahren hat ...", ich brach ab und biss mir auf die Lippe. "Was du damals auf deinem Blog geschrieben hast?" Ich nickte. "Hat Eve ihr davon erzählt?" - "Nein." Jou erschrak sichtlich: "Sie liest deinen Blog?" - "Scheint so." Er wurde blass um die Nase, wie ich amüsiert zur Kenntnis nahm.

    Wahrscheinlich, da seine Mutter ihn erst heute früh 'durchs Telefon gezogen hat', da sie der Meinung ist, wir seien derzeit etwas zu freizügig mit unsern Äußerungen. "Ja", erwiderte ich immer noch schmunzelnd. "Sie hat sie damals eingestellt, gleich nachdem ..." - "Sie hat sie eingestellt?" - "Ja." Jou zog die Augenbrauen zusammen. "Wäre das nicht die Aufgabe deiner Eltern gewesen?" Nun war ich es, der verwundert aus der Wäsche schaute. "Ich hatte keine Nanny, als meine Mutter noch lebte." - "Nicht?" Er ist in manchen Momenten tatsächlich verdammt niedlich, du hast das gut erkannt, liebste Schwester. Ich wette, dieser Satz gefällt dir. Die nächsten wohl auch. Wenngleich du eher verwundert sein wirst, gehe ich davon aus, du wirst sie feiern.

    Allerdings hoffe ich sehr, du musst es diesmal nicht wieder ausbaden, denn Großmutter wird absolut nicht gefallen, was ich zu diesem Thema noch zu sagen hatte. Jou hat sich übrigens sehr bemüht mich davon abzuhalten, doch ich bin nicht in der Stimmung es auszulassen. Zumal unser näheres Umfeld durchaus im Bilde ist, nicht wahr?



    Wenn man es genau nimmt, kommt sie bei der Geschichte noch am besten weg, um es einmal salopp auszudrücken. Immerhin hat sie, sobald unsere Großeltern von ihrer Weltreise zurückgekehrt waren, sofort dafür gesorgt, dass eine Nanny ins Haus kam. Eingedenk Jous Gesichtsausdruck, wird es den ein oder anderen wahrscheinlich schockieren zu erfahren, dass ihr Sohn dergleichen versäumte.



    Ich stimme ihm zu, dass jeder anders bzw. auf seine eigene Art trauert. Allerdings wage ich zu bezweifeln, dass es viele Menschen gibt, die es in der Situation für angebracht erachten würden, ihre Kinder neun Monate den Dienstboten zu überlassen.

    Wir verwenden dies Wort nicht. Ich benutze es nur, da Jou es regelrecht angewidert ausgespuckt hat. Nach meinem Dafürhalten eine absolut passende Reaktion, auf das Verhalten meines Erzeugers. Unsere Angestellten werden es mir nicht übel nehmen. Alle anderen bitte ich höflichst um Vergebung.



    Vater zog es vor, sich direkt nach der Beerdigung, 60 Meilen von uns entfernt, in seine Arbeit zu vergraben. Daran hat sich bis heute wenig geändert, was zum einen unser enges Verhältnis zueinander, als auch zu Nadja und Johann erklären dürfte. Dass die Wahl auf Lydia fiel, war wahrscheinlich der Dringlichkeit geschuldet, zu unser aller Wohlergehen hat es jedoch wenig beigetragen. Entschuldige bitte Großmutter, dass dir die Umstände damals, den Urlaub im Nachhinein verleidet haben.



    Falls sich, außer Jou, gerade noch jemand für meine Manieren bedanken möchte: Ich reiche entsprechende Komplimente gern an Johann weiter. Immerhin ist er die Vaterfigur, die uns durchs Leben begleitet.

    An Nadja natürlich auch. Obschon ich mir nicht sicher bin, ob ich ihr verzeihen kann, dass sie sich in puncto Geburtstagstorte jedes Mal den Rührlöffel aus der Hand nehmen ließ.



    Scherz beiseite: Für die Letzte bin ich äußerst dankbar und sie wird mich sicherlich die nächsten Jahre über die noch folgenden hinwegtrösten. Luv ya, sis.



    Es passt zwar nicht in den zeitlichen Ablauf, doch zum Thema an sich: Natürlich gab und gibt es zwischen Eve und mir die gleichen geschwisterlichen Reibereien,



    vor denen wohl keine Familie gefeit ist.



    Wir vertragen uns jedoch sehr schnell wieder.



    Nun, meistens jedenfalls ...



    Obwohl wir von klein auf oft unsere Freunde zu Besuch hatten, sowohl an den Wochenenden,



    als auch in den Ferien,



    so haben wir doch sehr viel Zeit "allein" verbracht.



    Diese näher zu beleuchten überlasse ich Eve, sie kann das eindeutig besser.



    Wir konnten viele schöne Erinnerungen sammeln,



    die sehr wertvoll für uns sind und wir freuen uns auf die, die noch vor uns liegen.



    Doch wie bereits erwähnt, darüber sprachen Jou und ich erst später, kurz vor dem Einschlafen. Gestern Abend, oder um im Rhythmus zu bleiben: Vorhin war er schlichtweg entsetzt. Er stimmt mir da gerade zu, obschon ich eigentlich etwas anderes schreiben wollte.

    Jou war, nach seiner Feststellung über das Trauern im allgemeinen, bei dem Thema geblieben. Er ist sehr einfühlsam, ein Wesenszug den ich sehr zu schätzen weiß, doch auch sehr analytisch im Denken. Dies führte zu der Feststellung: "Vielleicht war er deswegen dagegen, dass du ... den Flügel ... zu dir holst." Ich könnte ihn küssen für diese kleinen Pausen. In dem Augenblick war meine Reaktion jedoch ein andere, denn meine Antwort war ein rüdes: "Nein."



    Gesehen habe ich es zwar nicht, doch ich gehe davon aus, dass er die Augen verdrehte. Er macht es immer, wenn er ungehalten durch die Nase schnauft. Woraufhin ich die Lippen zusammen presste und mich abwandte. Er schloss den Kühlschrank etwas heftiger als gewöhnlich und schwieg einen Moment. "Eve sagt, er gehört dir, also warum sollte er sonst dagegen sein?" - "Aus Prinzip." Erneut zu harsch und laut ihm begleitet von einem geradezu mörderischen Blick.



    Den er ungerührt erwiderte, bevor er mit den Schultern zuckte und murmelte: "Setze Flügel auf Tabuliste."

    Keine Ahnung, warum ausgerechnet zwei meiner liebsten Menschen, das Talent haben müssen, mich innerhalb von Sekunde aus der Reserve zu locken. Oder: ihnen mit dem nackten "Po" ins Gesicht zu springen, wie Jou es auszudrücken beliebt. Meine Schwester würde ihm da sicherlich ohne zu zögern zustimmen, denn Jou erschrak heftig, als ich zu ihm herumschnellte: "Hat Eve dasselbe gesagt?" - "Ja." - "Und du kannst es nicht dabei bewenden lassen?" - "Eddie!" Eine eindeutige Mahnung, die ich ignorierte, was er mir inzwischen verziehen hat.

    "Ich versuche doch nur ..." Er holte tief Luft und erlangte seine Gelassenheit zurück. "Mir ein Bild von euch zu machen, Eddie. Das ist alles. Ihr seid so ... eure Familiendynamik ... Ich verstehe einfach nicht ..." Ich unterbrach ihn erneut unangemessen aggressiv: "Er hasst mich. Kann meinen Anblick kaum ertragen. Ist dir das, Antwort genug?"



    Jou schüttelte den Kopf, eher fassungslos, denn verneinend, dennoch sollte er erfahren, warum: "Er gibt mir die Schuld am Tod meiner Mutter." Es schien, als könne er diese Information weder begreifen noch verstehen. Ich senkte den Kopf, als mir unter seinem Blick das Wasser in die Augen schoss. "Eddie", er nahm mein Gesicht in beide Hände, hob es sanft an und blickte mir fest in Augen: "Er tut dir unrecht und das weißt du." Weiß ich das?



    Jou lächelte traurig, als ich schwieg. Seine Daumen streichelten die Tränen von meinen Wangen, dann zog er mich an sich. "Sie weiß es", flüsterte er. "Und tief in dir drinnen, da weißt du es auch."



    Unser Gespräch verlagerte sich zwar als bald, setzte sich jedoch noch eine Weile fort. Eve würde jetzt sagen: Das beste daran sich die Augen aus dem Kopf zu heulen, ist der erholsame Schlaf danach. Ich beschränke mich auf die Tatsache, das es eine Nacht war, in der ich nicht von Alpträumen geplagt wurde.



    Natürlich ist mir bewusst, dass meine Mutter nicht an "kalten Füssen" starb, weil ich mich damals hinaus in den Schnee schlich. Diese Saat wurde sehr früh gesät und es geklingt mir nicht den Keim zu ersticken.

    Die Ursache ist eine völlig andere. Jou kennt sie, wir haben bereits zu Beginn unserer Beziehung kurz darüber gesprochen. Ich werde es nicht näher ausführen. möchte jedoch erwähnen: Meine Eltern waren vorgewarnt und sind das Risiko einer weiteren Schwangerschaft bewusst eingegangen. Ihr war es enorm wichtig und er hat sich diesem Wunsch gebeugt. Ich habe es erst viele Jahre später erfahren.

    Selbst wenn Vater irgendwann zur Besinnung kommt, glaube ich nicht, dass ich ihm jemals verzeihen kann.
    Geändert von Laska (04.10.2022 um 14:23 Uhr)




  2. #272
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    Auch vor diesem Kapitel gibt es eine

    Inhaltswarnung:

    Die beiden Protagonisten unterhalten sich,
    nicht detailliert,
    über:
    Gewalt in einer partnerschaftlichen Beziehung,
    seelische Gewalt gegenüber eines Schutzbefohlenen

    und recht ausführlich über Eds
    Essstörung.

    Bitte entscheide selbst, ob du dieses Kapitel lesen möchtest.

    ----

    Ich erwachte spät, dementsprechend ausgeruht und blieb mit geschlossenen Augen liegen, um auf Jous Rückkehr zu warten, den ich im Bad wähnte. Doch dem war nicht so, wie ich einige Minuten später feststellte. Ich gestehe, mir wurde etwas flau im Magen, als ich entdeckte, wo er war. Hatte ich ihm gestern zu viel zugemutet?



    Dieser Gedanke löste eine Welle unguter Gefühle aus, muss ich sagen. Die mich jedoch merkwürdigerweise nicht davon abhielten, umgehend meine Bekleidung zu wechseln und, nach einer kurzen Stippvisite im Bad, zu ihm zu eilen.

    "Hi", grüßte er mich, kaum dass mein Kopf über der Plattform erschien. "Hi", erwiderte ich erleichtert. Da ich wusste, dass wir beide dies kleine Begrüßungsritual mit glücklichen Momenten unserer Beziehung verbinden. Ich nahm Platz, tat den Mund auf, kam allerdings nicht dazu einen Ton hervorzubringen. "Wenn du dich jetzt für gestern Abend entschuldigst, werde ich sauer." Jou sah mich gespielt streng an, konnte jedoch nicht verhindern, seine 'Drohung' durch ein breites Lächeln umgehend zunichtezumachen.



    "Hatte ich nicht vor", behauptete ich, eine Spur glaubwürdiger, als er. "Glaub’ ich dir sofort", eindeutig amüsiert. "Bist du schon lange wach?" - "Ja, ich brauchte etwas Zeit zum Nachdenken." - "Schlimm?" -"Nein", er schüttelte nachdrücklich den Kopf. "Bist du fertig damit?" Jou grinste und schüttelte erneut den Kopf. "Ich nehme an, das ist der Startschuss für mich, dich wieder in Ruhe zu lassen?"



    Er legte den Kopf schief und sah mir nachdenklich dabei zu, wie ich mich erhob. "Allein, ja", sagte er. Lockte mich mit einer typischen Bewegung seines Zeigefingers zu sich und murmelte: "In Ruhe? Nein." Er behauptet, ich hätte die Augen verdreht, bevor ich mich zu ihm beugte, um ihn zu küssen. Mag sein, ich erinnere mich allerdings nur daran, dass er schimpfte wie ein Rohrspatz, als ich wieder auftauchte.



    Ich schloss die Augen und ließ mich und meine Gedanken treiben. Allzu lange dauerte es jedoch und seine Stimme holte mich zurück in die Wirklichkeit. "Lebst du noch, oder bist du schon erfroren?"



    "Halb und halb." Ich drehte mich herum und blinzelte überrascht. "Wie hast du so schnell Farbe bekommen?" Er grinste vergnügt. "Selbstbräuner." - "Warum?" Jou schlang seine Arme um mich und murmelte: "Ich brauche doch einen Beweis, dass ich tatsächlich im Urlaub war." Nicht zu fassen. "Stört es dich?" Ich zog ihn näher an mich und murmelte: "Mich würde es nicht einmal stören, wenn du lila wärst und grüne Haare hättest." Sein Mund, bereits dicht an meinen Lippen, verzog sich zu einem Lächeln, dann küsste er mich. "Was machen wir jetzt?", leicht atemlos, wie so oft. "Wir laufen uns warm und machen ein paar Fotos", erwiderte er.



    Gesagt, getan. Allerdings schlugen wir diesmal eine andere Richtung ein, da Jou gern noch den Rest der Insel erkunden wollte.



    Ob sein Wunsch in Erfüllung ging, wage ich zu bezweifeln, denn es dauerte nicht lange und wir hatten eine weitere hitzige Diskussion. An der ich ausnahmsweise keine Schuld trage, denn diesmal war es Jou der seine Coolness vorübergehend verlor. Ich sah es nicht kommen, muss ich sagen, denn es begann mit einer ganz harmlosen Frage seinerseits. "Die Narbe an deiner Schläfe, ist die auch von dem Jet-Ski-Unfall?" - "Nein." - "Von dem Messerangriff?" Ich stutzte.



    Jou tat, als würde er mich mit einem imaginären Messer in der Hand angreifen. "Nein", erwiderte ich, gegen meinen Willen, lachend. Er runzelte die Stirn. Ich riss mich zusammen, da wirklich nicht witzig war, was einst geschah, denn: "Damals landete Eve in der Notaufnahme."

    Wir diskutieren gerade, ob es immer noch notwendig ist, zu erwähnen, ich sei nicht halb so erstaunt war, wie vermutet, über die Tatsache, dass er darüber bereits informiert war. Nun gut, wahrscheinlich nicht. Es kann jedoch nicht schaden, den geneigten Leser zu bitten, sich ebendies bei passender Gelegenheit ins Gedächtnis zu rufen.

    Ebenso wenig kann es schaden, zu erwähnen, dass ich dies Thema durch meine Antwort ad acta legen wollte. Jou nicht. "Dreimal darfst du raten", brummte ich, als er nicht locker ließ. Jou zögerte. Besser gesagt, er kämpfte sichtlich mit sich, bevor er seine schlimmste Befürchtung aussprach: "Dein Vater?" - "Nein, er hat sich nie die Mühe gemacht, die Hand gegen mich zu erheben." - "Oh mein Gott", stieß Jou aus. War mit einem Riesenschritt bei mir und sagte: "Das klingt furchtbar, Eddie, aber ... du ahnst nicht, wie erleichtert ich grad' bin."



    Ich würde durchaus dasselbe behaupten, wenn er es dabei hätte bewenden lassen. "Was war es dann?" - "Was steht denn zur Auswahl?" Er begann an seinen Fingern aufzuzählen: "Murmeln auf Treppe*. Inliner auf Rutsche. Missglückte Katzenrettung." - "Das waren bereits vier", unterbrach ich ihn. "Und?" - "Chance vertan." Ich wandte mich ab und ging weiter.

    Er war sofort wieder an meiner Seite und boxte mich spielerisch. "Du solltest sowas unterlassen, wenn du überleben möchtest." Jou verschwand aus meinem Blickfeld. "Ed?" Ich blieb stehen und erkundigte mich betont freundlich: "Hast du nicht neulich erst festgestellt, wir seien eine außerordentlich mordlustige Familie?" Jou blickte recht pikiert aus der Wäsche, doch dann zuckte er die Schultern und grinste mich an.

    "Würdest du sie tatsächlich 30 Jahre täglich im Knast besuchen?" Ich nickte, ohne zu zögern. "Mich auch?" Ich konnte nicht anders, als sein Grinsen endlich zu erwidern: "Ja, ich würde es allerdings begrüßen, wenn ihr in derselben Fakultät einsitzen würdet." Jou lachte, wir machten ein paar Fotos und setzten wir unseren Spaziergang fort.

    "Willst du nicht wissen, auf wen wir es abgesehen haben?" - "Nein." - Warum nicht?" - "Je weniger ich weiß, desto weniger kann ich gegen euch aussagen." - "Klingt vernünftig", befand er. "Aber?" - "Ich würde gern wissen, wie du regieren würdest ..."



    Und das war der Moment, an dem unser Gespräch aus dem Ruder lief.



    [...]



    Nun, ein Gutes hatte es, denn wir stellten fest, dass wir uns ähnlich schnell, auch wieder vertragen konnten.



    "Hast Du Hunger?" - "Es riecht gut", murmelte Jou. "Heißt?" - "Wer zuletzt unten ankommt, zahlt." Das war ich.



    Obschon er vor mir eintraf, denn ich drängelte mich recht ungehobelt vor.



    "Schmeckt es dir nicht? Möchtest du tauschen?" - "Nein, das ist es nicht. Mir ist nur irgendwie immer noch schlecht." - "Dann weißt du ja, wie es mir oft geht." Eine außerordentlich unangemessene Bemerkung meinerseits. Für die mich ebenso spontan entschuldigte.



    Jou ist wirklich sehr geduldig, stelle ich, zwar nicht zum ersten Male, doch gerade wieder, fest, denn er nahm er mir den Spruch nicht übel, obwohl es gleich so scheinen mag.

    "Ich wage kaum zu fragen, aber da du damit angefangen hast", murmelte er. "Musst du dich übergeben? Sollen wir gehen?" - "Nein, ich", Jou sah mich erschrocken an, dann senkte er den Blick und schüttelte den Kopf. "Jou?" Er warf mir einen leicht gequälten Blick zu. Ich lächelte ihn aufmunternd an: "Es geht ums Essen, richtig?" - "Ja." - "Aber?" - "Du hast uns gebeten, nicht immer wieder davon anzufangen." Ich warf ihm eine Kusshand zu und murmelte: "Das tust du ja auch nicht."



    "Jetzt gerade schon." - "Weil ich dich dazu aufgefordert habe." - "Nachdem ich damit angefangen habe." - "Weißt du, was ich sehr an dir schätze, Jou?" - "Mein umwerfendes Lächeln?" Absolut abgenervt. Nur, sagt er gerade, da er dachte, ich würde das Thema wechseln wollen. Was ich nicht vorhatte, denn sonst hätte ich sicherlich nicht gesagt: "Dass ich mich mit dir nicht 20 Minuten im Kreis drehen muss, bevor wir auf den Punkt kommen." Er stutzte, dann grinste er: "Du kannst das ziemlich gut." - "Was du mir nicht durchgehen lässt." - "Manchmal schon." - "Ja." "Das ist 'nen Punkt, stimmts?" Ich machte mir weder die Mühe, eine Augenbraue zu heben, noch zu nicken.



    "Okay", Jou seufzte leise und gab sich einen Ruck. "Ich wollte eigentlich nur wissen, wie ich dich am besten unterstützen kann." - "Tust du doch schon." - "In dem ich ständig mit dir streite?" So, bzw. zu selbstkritisch, für meinen Geschmack. "Zum Streiten gehören zwei." - "Wo du recht hast", grummelte er. Ich schmunzelte, er verdrehte die Augen. "Ich hab' versucht mich zu informieren, aber je mehr ich gelesen habe, umso verwirrender wurde es. Chichi meinte ..." - "Du hast mit deinem Dad gesprochen?" Jous Augen leuchteten freudig auf. "Ja, sehr lange und", plötzlich sah mich erschrocken an.

    "Das hätte ich nicht tun sollen, oder?" Ich runzelte die Stirn und legte meine Gabel zur Seite. Er sah es und geriet völlig aus dem Häuschen. "Es war ein Fehler, ich wusste es, Eddie, ich ... Es tut mir leid, ich ..." Diesmal unterbrach ich ihn bewusst: "Hat es dir gutgetan?" - "Was?" - "Das Gespräch mit deinem Dad, hat es dir gutgetan?" - "Ja." - "Dann ist doch alles gut." - "Gut?" Ich nickte. "Aber ..." - "Liebling?" - "Ja?" - "Ich habe das Gleiche getan."



    "Du hast ... was?" - "Mit Johann über dich gesprochen." - "Mit Johann? (Wenn ich nicht irre, so war es das zweite Mal, dass er nicht das Wort Butler benutzt hat.) Warum?" - "Ich habe versucht herauszufinden, was dir helfen könnte, deine Angst zu überwinden. Bin nicht recht dahinter gekommen und ..." - "Aber, du hast doch mich gefragt." Ich nickte und ließ meinem Schmunzeln freien Lauf. "Das war sein Tipp für mich." - "Oh." - "Was hat dein Dad gesagt?" - "Dass ich dich fragen soll." - "Ein kluger Mann dein Dad, ich sollte ihn dringend kennenlernen." - "Ja, ich ... Mooooment!" - "Oh gut! Ich dachte schon, ich müsste dich mit Eiswasser übergießen, damit dein Verstand wieder einsetzt." Jou kniff die Augen zusammen. "Du bist ..." - "Vom Thema abgekommen. Verzeih. Was wolltest du mich fragen?"



    Er sah mich an, schüttelte den Kopf, bemühte sich redlich ernst zu bleiben und behauptete: "Ich bin mir grad nicht sicher, ob ich dies Gespräch weiterführen möchte." - "Wir können gehen, wenn du magst." - "Ach, ja?" Ich nickte, deutete mit dem Finger auf unsere Teller und erwiderte: "Falls es dir nicht aufgefallen ist, wir haben beide aufgegessen.." - "Ich weiß nicht, warum ich mich ausgerechnet in dich verlieben musste." - "Ugh", stöhnte ich leise. "Diese Frage stelle ich mir auch oft."

    Jou holte tief Luft, nachdem er sie zuvor erstaunlich lange angehalten hatte. Ließ sie langsam wieder entweichen und musterte mich nachdenklich. "Jou, ich habe kein Problem damit, wenn wir Themen ausdiskutieren." - "Nette Umschreibung." - "Ja, es gab da so 'nen Lehrgang, in diesem Schickimicki-Internat, weißt du. Ich war Klassenbester." Bewundernswert diese Selbstbeherrschung.



    Ich konnte nicht anders, als ihn strahlend anzulächeln. Jou verdrehte einmal mehr die Augen, begann jedoch zu schmunzeln. Woraufhin ich mich, um mehr Ernsthaftigkeit bemühte:"Wenn ich mich unmöglich benehme, wenn dir etwas nicht passt, wenn ich versuche mich mit blöden Sprüchen aus der Affäre zu ziehen, dann ... dann kannst und solltest du es ohne Vorbehalte ansprechen." Sein Blick verriet Skepsis.

    "Vielleicht nicht immer sofort", ich zwinkerte ihm zu. "Aber sobald ich wieder zur Besinnung gekommen bin." - "Und damit den Druck auf dich noch erhöhen? Obwohl ich weiß, dass du aufhörst zu essen, wenn du gestresst bist?" - "Es stresst mich mehr, wenn ich nicht einschätzen kann, was gerade passiert. Oder wenn ich das Gefühl habe, dass es keinen Ausweg gibt." - "Das geht mir ähnlich." - "Ja."

    "Du hast mir gestern sehr geholfen, Eddie." - "Ich habe es gern getan." Jou lächelte und ich verlor mich für einen Moment in seinen ausdrucksstarken Augen. Er holte mich jedoch recht zügig zurück auf den Boden der Tatsachen. "Eddie? (Er behauptet, ich hätte geblinzelt.) Okay. Wie genau stelle ich es an?"



    Klang, als hätte ich ein Patentrezept in der Tasche. "Ed?" - "Hast du nicht mit Eve darüber gesprochen?" - "Nein." - "Das überrascht mich." - "Okay. *Kleine Pause* Und?" Ich seufzte still. "Mach weiter wie bisher. Du reduzierst mich nicht darauf. Ich finde das gut, denn ich mag es nicht, wenn mein Essverhalten im Mittelpunkt steht. Oder mein Gewicht, meine Figur, ich ..." - "Oh Gott, du meinst den Pummel-Spruch! Eddie, ich …" - "Nein! Entschuldige. Nein, nein den meine ich nicht, Jou. Ich hätte das nicht schreiben dürfen, nach ... nach dem Abend als du bei uns warst. Es war unfair. Ich war ... aufgebracht. Unsicher und verletzt und ich, ich hab nicht nachgedacht. Es war nicht recht, dich so an den Pranger zustellen." Sein: "Hhm", klang zwar nicht so, doch sein Blick drückte Zustimmung aus. "Ich habe überlegt, es zu löschen, aber ..." - "Aber, du hast es nicht getan." - "Ich werde es nachholen, wenn du möchtest, aber an sich ist es genau das, was ich nicht möchte." Ich schätze mich glücklich, dass er nicht umgehend das Weite suchte.



    "Bitte verzeih mir, Jou. Bitte, ich ... Was ich auf so unglaublich ungeschickte Art ausdrücken wollte ist: Ich möchte Normalität. Ich möchte, dass du spontan bist, dass du Sprüche raushaust, das ... Ich möchte auf keinen Fall, dass du auf Eierschalen um mich herumläufst und dir dreimal überlegst, was du sagst, weil ..." - "Verletzt werden zum Leben dazu gehört?" Ich biss die Lippen zusammen und nickte. "Ich weiß, wie gern du mich piesackst und auch, dass du mir", meine Stimme zitterte erneut, doch diesmal ließ ich mich davon nicht beeinflussen. "Ebenso wenig bewusst wehtun willst, wie ich dir." Sein Lächeln wurde herzlicher.

    "Ich war nicht gekränkt, in dem Moment, als du es sagtest. Ich erinnere es zwar nicht mehr genau, Jou, aber wahrscheinlich fand ich es vorwitzig. Im schlimmsten Fall frech, aber es hat mich nicht belastet oder gar zurückgeworfen." - "Du hast dich über mein schlechtes Benehmen aufgeregt." - "Klingt plausibel", nuschelte ich. Er lachte leise.

    "Ich fand es ziemlich witzig. Damals, als ich es gelesen habe. Du hattest so eine unglaublich aufgeblasene Art. Ich bin echt froh, dass sich das inzwischen etwas gelegt hat." - "Etwas?", unwillkürlich ging ich auf seinen lockeren Ton ein. "Ja, der Rest passt irgendwie zu dir, also alles gut." - "Wir werden es nachher löschen, wenn wir posten. Okay?" - "Nein, werden wir nicht." - "Warum nicht?" - "Weil wir beide uns Normalität wünschen." - "An den Pranger gestellt zu werden, gehört heutzutage nicht unbedingt dazu." - "Emotionen schon." Dagegen ließ sich nichts in Feld führen, also gab mich geschlagen.



    "Ja, das Leben ist nicht immer fair." - "Da spricht der Experte." Seine Pupillen weiteten sich für den Bruchteil einer Sekunde, bevor sein Blick herausfordernd wurde. "Schätze ich sollte mich daran gewöhnen, dass ich euch Kummer und Sorgen bereite?" - "Auch das gehört dazu." - "Ja." - "Sorgt Eve sich sehr?" - "Deutlich seltener, als früher, doch ganz weg ist es nicht." - "Sorgst du dich um sie?" - "Ständig! Wenn sie so weitermacht, bin ich bald genauso grau wie Johann." Jou brach in Lachen aus. "Was?" - "Nichts", prustete er. "Nur die üblichen doppelten Standards." Unglaublich!

    "Und Johann?" - "Über Nacht ergraut, als er damals die Verantwortung für uns aufgehalst bekam." - "Und eure Köchin?" - "Nadja ist deutlich robuster." - "Gut, du steckst sie ja ständig in Brand." - "Einmal und das, war ein Unfall." - "Ist Unfall euer Synonym für: Wir arbeiten zwar hart daran, aber bislang haben wir jeden Scheiß überlebt?" Ich würde zwar gern behaupten, ich hätte eine Weile überlegt, doch mein: "Scheint so", kam sehr spontan.



    "Möchtest du sie kennenlernen, bevor es zu spät ist?" - "Wenn du nichts dagegen hast, mich deiner Familie vorzustellen. Gern." - "Touché", murmelte ich. "Was ist der Grund für deinen Rückzieher?" - "Offiziell ist der ja noch nicht." - "Was ist offizieller, als ein Blog?" - "Dir in die Augen zu schauen und zu sagen: Fahr ohne mich." - "Und?" - "Ich werde es nicht sagen!" - "Was genau?" - "Entschuldige bitte, dass ich manchmal ein Idiot bin?" - "Klingt, als gäb's 'ne Alternative."



    Ich nickte, griff nach seiner Hand, stand auf und zog ihn in meine Arme. "Was hältst du von Weihnachten?" - "Gutes Essen, nette Geschenke ..." - "Unpassend für einen Besuch bei deinen Eltern?" Er überlegte einen Moment: "Nein, ich glaube nicht." -"Würdest du sie fragen?" - "Wenn du dir sicher bist." - "Bin ich." Er zögerte einen Moment, zuckte er mit den Schultern, grinste mich schief an und gab sein: "Okay."

    Ich hielt ihm meine Wange hin und bekam tatsächlich einen Kuss aufgedrückt. Seine Hand glitt an meinem Arm hinunter, unsere Finger verschränkten sich, dann traten wir den Rückweg an.

    "Du machst alles richtig, Jou." - "Ach ja?" - "Ja, du ernährst dich gesund und ausgewogen. Achtest auf regelmäßige Mahlzeiten. Ohne darauf zu pochen oder es an die große Glocke zu hängen." - Er schwieg einen Moment. "Mir ist aufgefallen, dass du dich sehr rasch daran angepasst hast." - "Eve auch", ich schmunzelte. "Sie ist der Meinung du tust mir ausgesprochen gut." - "Wenn sie das sagt, muss es wohl stimmen." - "Ich teile ihre Meinung, uneingeschränkt. Und ich schätze es sehr, dass von dir keine Ermahnungen oder Vorwürfe kommen." - "Hat sie das getan?" - "Eve? Nein. Allerdings ..."



    "Eddie?" Jou erwiderte den Druck meiner Finger, was mir dabei half, mich zu entspannen. "Lydia hat mir, von klein auf, mit allen möglichen Konsequenzen gedroht." - "Schon die Zweite, die mir nicht vor die Füße laufen sollte!" - "Gut gebrüllt, kleiner Löwe." - "Drache." - "Bitte?" - "Mein Sternzeichen." - "Mögen Drachen Krebse?" - "Eigentlich nicht." - "Oje."

    Er betrachte mich mit einem absolut ausdruckslosen Gesicht und sagte: "Meine Glückszahlen sind: eins, sechs und sieben." - "Das ist", ich blieb stehen und starrte ihn an. "Mein Geburtstag." Seine Augen begannen zu funkeln und er grinste über das ganze Gesicht. "Ich hab bestimmt genauso geglotzt, als Eve ihn erwähnt hat." - "Sie flippt aus, wenn wir ihr das erzählen." Jou lachte fröhlich und wir setzten unseren Weg fort. "Und meine?" - "Drei, vier und sechs." - "Ich bin Ende März nach Oasis gezogen und ..." - "Meine 2. Starlight-Verleihungwar im Juni." - "Wann hast du Geburtstag?" - "Im Januar." - "Oh." - "Einer deiner Glücksmonate." - "Unglaublich."

    "Eddie?" - "Hhm?" - "Du träumst." - "Ja, und nein." - "Heißt?" - "Ich habe gerade überlegt, ob du bereit wärst unsere Pläne zu ändern." - "Kommt drauf an." Ich kann vermelden, Jou hatte keine Einwände gegen meinen Vorschlag. Was für einer es war, behalten wir vorerst für uns. Brachte jedoch unsere Planung für den Nachmittag etwas durcheinander.

    Da es an Jous neuer Prioritätenliste allerdings wenig auszusetzen gab, stürzten wir uns bald darauf mit einem gekonnten Rückwärtssalto ins nächste Abenteuer.


  3. #273
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    In der Hoffnung, auf ein zweites Treffen mit 'unserem' Delfin, näherten wir uns langsam der Stelle, an der er zuvor aufgetaucht war. Hielten jedoch Abstand, um ihn nicht unfreiwillig zu verscheuchen. Dies war jedenfalls der Plan, bis Jou recht unvermittelt sagte: "Sie waren mal blau." - "Wer?" - "Meine Haare." - "Das", erwiderte ich, ihm zeitgleich eine volle Ladung Wasser ins Gesicht spritzend, "glaube ich dir erst, wenn ich es sehe!"



    Jou tauchte ab, ich 'flüchtete' in die entgegengesetzte Richtung. Nicht aus Furcht vor Rache, sondern da wir kurz vorher beschlossen hatten, die Warterei aufzugeben. Jou zog recht zügig an mir vorbei. In Höhe der kleinen Wasserfälle, die wir bislang nur von der Landseite aus kannten, stieß ich wieder zu ihm.

    "Wolltest du nicht jedes meiner Worte für bare Münze nehmen?" Ich zog eine Augenbraue hoch und blieb skeptisch. Er versprach den Beweis anzutreten, sobald wir zurück wären, denn er hätte ein entsprechendes Selfie auf dem Handy. Entstanden sei es im Rahmen einer Werbeaktion für einen Sportartikelhersteller, als er 17 war. Es gefiel ihm so gut, dass er die Farbe fast ein Jahr lang getragen hat.



    Ich füge es an dieser Stelle ein, nicht, um seine Glaubwürdigkeit zu unterstützen, sondern da es mir ebenfalls ausnehmend gut gefiel. Etwas, das ich von seinem Nasenpiercing nicht so spontan behaupten konnte. Er hat es zwar nicht vor und inzwischen ist es auch wieder zugewachsen, doch mich würde es nicht stören, sollte er sich doch noch dazu entschließen, es sich erneut stechen zu lassen.



    Die Wasserfälle waren nicht so interessant wie wir erwartet hatten und so setzten wir unseren Weg fort. Nächstes Ziel, einmal mehr, kleine 'einsame' Inseln. Erneut verschaffte ich mir einen kleinen Vorsprung, in dem ich losschwamm, bevor er einen 'Wettstreit' ausrufen konnte. Ein resolutes: "ED! STOP!", bremste mich nahezu umgehend aus.



    Bedingt durch den schrillen Unterton, der so gar nicht dazu passen wollte, dass er den Delfin vor mir entdeckt hatte.



    Weit überraschender war jedoch, dass er mich an der Schulter packte und küsste, als gäb's kein Morgen mehr.



    Nichts, worüber ich mich beschweren würde, so ungewöhnlich es auch gewesen sein mag.



    "Wir müssen hier weg", sagte er, meine Reaktion ignorierend. "Schwimm, langsam!" Nicht laut, doch nachdrücklich, während er sich ruhig an mir vorbeischob. Ich kann nicht genau sagen, was es war, doch etwas in seinem Blick, veranlasste mich dazu, seiner Aufforderung unverzüglich nachzukommen. Es dauerte nur wenige Minuten, bis ich seine Schwimmgeräusche hinter mir näher kommen hörte.



    Jou kletterte nach mir die Leiter hinauf und begann bereits auf den letzten Stufen, an dem kleinen Seil des Reißverschlusses in seinem Nacken zu zerren. "Hilf mir raus aus diesem Teil, Ed, bevor ich durchdrehe!" Natürlich kam ich auch dieser Aufforderung nach. Legte ihm beruhigend eine Hand auf den Rücken und half ihm mit der anderen aus seinem Anzug. Er wanderte unruhig auf und ab, als ich mich aus meinem schälte und langsam dämmerte mir, worauf sein ungewöhnliches Verhalten zurückzuführen sein könnte.

    Ich griff nach seiner Hand, sobald er in meine Reichweite kam und zog ihn sanft zu mir auf den Liegestuhl. "Hat er dich berührt?" Jou nickte, schüttelte den Kopf, dann sagte er: "Nein, ich ... ich hab seine Bewegung gespürt und ... und seinen Schatten gesehen, als er auf ... an mir vorbeizog." - "Und das hat dich erschreckt?" - "Ja, ich... Oh, mein Gott, Eddie, ich ... Ich dachte ..." Behutsam hakte ich nach: "Du hast ihn verwechselt?" - "Nein, ich ...", er brach ab und sah mich aus großen Augen an. "Den Delfin, meine ich. Mit ... etwas Schlimmerem?", fügte ich sanft hinzu. Jou runzelte die Stirn und schwieg recht lange. Wurde jedoch ruhiger und schließlich nickte er zögerlich.



    "Interessanter Fluchtreflex", neckte ich ihn schmunzelnd. "Ja, ich", er holte tief Luft, dann grinste er schief. "Es tut mir leid, Eddie." - "Muss es nicht", versicherte ich ihn umgehend. "Es ist uns allen schon passiert", ich zwinkerte ihm zu und murmelte: "Und es hat mir durchaus gut gefallen." Er rollte mit den Augen, schloss sie jedoch, als ich mich anschickte ihn zu küssen.



    Wir gingen nicht noch einmal in Wasser und vertrieben uns die Zeit mit Gesprächen über früher. Da fällt mir ein, ich könnte noch eins seiner Selfies einfügen, denn es hat ihn doch sehr überrascht, wie sehr mir seine Fingernägel gefallen haben. ;-) Vielleicht gelingt es mir ja noch ihn davon zu überzeugen, dass ich nichts dagegen habe, wenn er seine Persönlichkeit so auslebt, wie es früher der Fall war. Ich freue mich, dass er die Möglichkeit hatte und bevorzuge weder die eine, noch die andere Form. Wie auch immer, hier das Selfie, dass diese Diskussion vorhin ausgelöst hat. Entstanden, kurz vor dem besagtem Umstyling.



    Mit beginnender Dunkelheit begaben wir uns ins Innere, duschten und machten uns auf den Weg nach Ohan'Ali.
    Diesmal jedoch nicht für einen zweiten Barbesuch, sondern um unseren Urlaub mit einem Essen im Restaurant abzuschließen.



    Die Karte war nicht sehr umfangreich, was im Allgemeinen ein gutes Zeichen ist und gespickt mit lokalen Gerichten, sodass uns die Auswahl nicht leicht fiel. Schlussendlich entschieden für uns für eine Surf & Turf Variante.



    Wir wurden nicht enttäuscht, dies möchte ich ausdrücklich erwähnen, denn es mundete uns ausnehmend gut.



    Jou war allerdings nicht durchgehend mit dem Service zufrieden. Hielt sich jedoch bedeckt, da das Restaurant gut besucht und das Personal leicht überlastet war.



    Für unser Tischgespräch gilt im Großen und Ganzen ähnliches. Hatten wir zuvor über unsere Vergangenheit gesprochen, so befanden wir uns nach Jous Frage: "Wo siehst du dich in 5 Jahren?", recht schnell in der Zukunft. "Hier", erwiderte ich. Er schmunzelte, betonte jedoch, die Frage sei kein Scherz gewesen. Ich zuckte die Schultern und gab ihm zu verstehen, dass dies auf meine Antwort ebenfalls zu trifft. Es dürfte jedem klar sein, dass er sich damit nicht zufriedengab.

    Nun gut, ich gab unumwunden zu, dass ich zurzeit keine konkreten Pläne hätte, da ich erst vor kurzem meine Hauptziele erreicht hätte. Die da waren: 21 werden und von meiner Kunst leben zu können. Jou war geschockt, dass mir das Erreichen eines bestimmten Geburtstages so wichtig war.



    Ich erklärte ihm, es hänge mit dem Erbvertrag zusammen, der seit Urzeiten Gültigkeit in unserer Familie hat.

    Gern würde ich mir unseren historischen Exkurs an dieser Stelle ersparen. Jou hält es jedoch für angebracht, es anders zu handhaben. Nun gut, meine Ausführungen haben keinen Anspruch auf Vollständigkeit und dienen rein oberflächlich dem besseren Verständnis. Wer sich näher mit dem Thema 'Primogeniture' und 'Entail' auseinandersetzen möchte, sollte sich an geeigneterer Stelle informieren. Wer nicht, kann die, in Klammern gefassten, Abschnitten getrost überspringen.

    ((Unser Entail umfasst vier Generationen, drei lebende plus eine ungeborene. Letztere war damals ich. Die 4. Generation, ein 'Tenant in tail' hat im Erbfall die alleinige, vollständige Verfügungsgewalt über das Erbe. Die Generationen davor, sind'Tenants in life', heißt, sie können lediglich über die Erträge, die der Besitz generiert, verfügen, ihn jedoch nicht veräußern, splitten oder gar anderweitig vermachen. Unser Erbvertrag kann nur gemeinsam von der 3. und (mit Vollendung des 21. Lebensjahres) der 4. Generation geändert werden. Dies war bisherso üblich, sodass er quasi über die Jahrhunderte unverändert weiterbestand.))

    "Das heißt", schlussfolgerte Jou, "du brauchst einen leiblichen Sohn." - "Nicht unbedingt", erwiderte ich. "Warum nicht?" - "Vater ist jung genug, um noch etliche Söhne in die Welt zu setzen." - "Du meinst, er enterbt dich?" Es klang verärgert. "Das kann er nicht."

    ((Da ich einer Änderung/Erneuerung, trotz großem emotionalem Druck, bislang nicht zu gestimmt habe. Durch Erreichen meiner finanziellen Unabhängigkeit wird mir das Durchhalten deutlich leichter fallen.))



    Jou stutze: "Wer erbt ... dann?" - "Eve." - "Eve ist ein Mädchen." Kluger Kopf, mein Freund. Oder auch nicht, wenn er aufgebracht ist? Wie auch immer.

    "In meinem Testament sind Frauen gleichberechtigt." - "Nett von dir." - "Notwendig, wie du sehr gut weißt." Er musterte mich, verkniff sich jedoch eine spontane Antwort und sagte, einen Moment später, deutlich beherrscht: "Also lastet der Druck, einen Erben zu produzieren, jetzt auf ihr." Nun, das liegt in der Natur der Sache, nicht wahr?

    In unserem Fall jedoch: "Sie ist zwar meine Alleinerbin, doch das hätte ich ihr nicht angetan. Vor allem nicht, da Vater noch so jung ist und sie an meine Stelle treten würde, sollte ich vor ihm das Zeitliche segnen. Eine Tatsache, die Jou nachdenklich stimmte.

    ((Ich habe bewusst, und in Absprache mit Eve auf weitere Generationen verzichtet. Ein Fakt unter vielen anderen, der den älteren Herren, gehörig missfällt. Kann nicht behaupten, dass uns das in irgendeiner Form belasten würde. Sollten alle Stricke reißen und keiner von uns Nachfahren zeugen, so erbt, um etliche Ecken, ein weiterer Zweig der Familie. Wir pflegen zwar keinerlei Umgang, doch das hält sie weder davon ab sich zu vermehren, noch schließt es sie von der gesetzliche Erbfolge aus.))



    Ich hegte die Hoffnung, dies Thema sei nun hinreichend abgehandelt, doch dem war anscheinend nicht so. "Eve sagt, du wünschst dir eigene Kinder." - "Stimmt", gab ich unumwunden zu und beschloss den Spieß umzudrehen: "Was ist mit dir?" - "Die Frage stellt sich mir nicht." Sehr bestimmt und wie aus der Pistole geschossen. Ich gestehe, ich hatte Mühe, ernst zu bleiben. "Adoption wäre eine Möglichkeit", schlug ich, verschmitzt lächelnd, vor. Diese Selbstbeherrschung, immer wieder bewundernswert. "Liebling?" - "Mit Sicherheit nicht, in absehbarer Zeit." - "Sehr schade", entschlüpfte mir unbedacht. Da ich mehr daran jedoch nicht auszusetzen hatte, zwinkerte ich ihm nur zu und ließ ich ihn in Ruhe. Er sieht das etwas anders, befürchte ich.



    "Und", kleine Kunstpause, laut Eve von Zeit zu Zeit zwingend erforderlich. "Wie sahen deine Pläne für die Zukunft aus?" Er lehnte sich zurück. Entspannt, würde ich gern behaupten, doch dem war nicht so. Es ertönte ein leises, langgezogenes: "Puh", dann zuckte er mit den Schultern. "Wenn das damals nicht passiert wäre und ich den Absprung vom Teenstar geschafft hätte, würde ich wahrscheinlich immer noch Filme drehen." - "Oder in TV-Produktionen mitwirken", warf ich ein.

    Da Jou vorhin eine, von seinem Dad kommentarlos weitergeleitete, Nachricht erhalten hatte, die ein solches Angebot enthielt. Er hat es umgehend abgelehnt, mit dem Zusatz, seine ehemalige Agentur solle bitte ein Statement herausgeben, um weitere derartige Anfragen zu verhindern. Dessen ungeachtet verzichtet er jedoch darauf, dass wir seinen Künstlernamen von meinem Blog löschen, da er sich nicht mehr verstecken will.

    Jou nickte knapp. Ich versuchte, aus seinem Gesichtsausdruck schlau zu werden und hatte eine meiner seltenen Eingebungen. "Ich habe nicht den Eindruck, dass dir das gefallen hätte." Er nickte, lächelte schief und gab zu: "Ich hätte lieber studiert." - "Warum hast du nicht aufgehört und deinen Traum verfolgt?" Seinem Blick nach zu urteilen, eine äußerst dumme Frage. "Ich habe sehr gut verdient." - "Ich dachte, Geld ist dir nicht wichtig?" - "Richtig. Meine Familie jedoch sehr." Ich verkniff mir einen Kommentar dazu, da er mich gestern bereits darüber belehrt hat, in seinem Kulturkreis, würde die Jungen für die Alten sorgen. "Sie haben auf viel verzichtet, wegen mir", es klang versöhnlich. Auch das war mir inzwischen bewusst. "Was spricht dagegen, es jetzt in Angriff zu nehmen?" - "Fremde Leute, in überfüllten Hörsälen." Nun gut.



    Ebenfalls kein Argument, gegen das ich gute Karten auf der Hand hatte. "Nachtisch?" Jou schüttelte den Kopf. Ich gab dem Ober ein Handzeichen. Er kam sofort. Ich gab ihm meine Karte und als er sie zurückbrachte, erkundigte ich mich, was die bunten Banner an der Straße bedeuten würden. Jou warf einen überraschten Blick über die Schulter. Es handele sich um ein 'Dorffest', erfuhren wir. Im Anschluss daran bedankte er sich dafür, dass wir trotzdem eingekehrt seien. Wir versicherten ihm, mit einem Gruß an den Chef, dass wir es jederzeit gern wieder in Erwägung ziehen würden.

    "Schauen wir kurz vorbei", eine rein rhetorische Frage, denn ich ging davon aus, Jou sei ebenso neugierig wie ich. "Hhmm." . "Vielleicht ist Makoa anwesend?" - "Ja, vielleicht." - "Was ist los? Keine Lust? Müde?" - "Nein." - "Angst, er könnte nicht da sein?" - "Eddie ... - "Ja, bitte?" - "Hör auf damit."



    "Bist du noch da?" Hinter meinem Rücken erklang ein Knurren, das, mit etwas guten Willen, als 'ja' durchging.

    Geändert von Laska (11.11.2022 um 21:46 Uhr)

  4. #274
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    Viel los war nicht, was in unserem speziellen Fall, durchaus von Vorteil war. Ich entdeckte Makoa an einem der Tische und wollte direkt zu ihm, doch Jou zog mich weiter. "Möchtest du seine Kontaktdaten nicht?" - "Die finde ich auch im Netz." - "Was du alles weißt." Er ließ meine Hand los und blieb stehen. "Ed?"



    Mit einem: "Ja, bitte?", wandte ich mich zu ihm um. "Du gehst mir auf die Nerven." Ich nickte bekümmert und zog ihn in meine Arme. "Wovor hast du Angst, Jou?" Er schwieg einen Moment, dann flüsterte er: "Enttäuscht zu werden." - "Den Part übernehme ich gern für dich." Jou verdrehte die Augen. "Ich meine das durchaus ernst. Wenn sich einer mit dem Mist auskennt, dann ich." - "Eddie..."



    Er seufzte frustriert, trat einen Schritt zurück, dann beschied er mir, langsam und überdeutlich: "Die brauchen hier niemanden wie mich." - "Jou ..." - "Nein", seine Augen schossen wütende Pfeile auf mich ab. "Was sie brauchen, ist ein Meeresbiologe. Jemand, der sich auskennt. Der das Fachwissen hat. Der Proben nehmen und sie analysieren kann. Der ..." Ich unterbrach ihn nur ungern: "Klingt nach einem guten Grund für ein Studium." - "Was du nicht sagst." Ich nickte, krampfhaft bemüht ein Schmunzeln zu unterdrücken, da Makoa die ganze Zeit zustimmend nickte. Jou war mehr als irritiert, von mir. Runzelte die Stirn und plötzlich, schien ihm ein Licht aufzugehen. "Er steht direkt hinter mir, richtig?" Ich sah ihn um Verzeihung bittend an und nickte ansatzweise in Richtung Makoa. "Großartig", quetsche Jou durch die Zähne.



    Makoa umrundete ihn und hätte mich beinahe aus dem Bild gedrängt, als er sagte: "Hör auf deinen Mann." - "Freund." Wer hätte gedacht, dass ich so schnell in der Zone lande? Jous Augen weiteten sich, erschreckt, wie er sagt, kaum dass er es ausgesprochen hatte. Ich zwinkerte ihm unwillkürlich zu. Makoa ignorierte uns. "Es wird dich bestimmt nicht überraaschen, dass ich etwas Ähnliches heute schon mal gehört habe."



    "Ach?" Jou blinzelte, als ich zu lächeln begann. "Unser Vorstand ist der gleichen Meinung, wie du." - "Macht Sinn." - "Sechs Semester, korrekt? - "Vier, wenn man gut ist." Makoa nickte, ich hatte Mühe ernst zu bleiben. "Rechne mit fünf, Fundraising dauert." - "Okay." - "Gut, dann ist das abgemacht." Die beiden schüttelten sich die Hand, als wären sie auf einem Pferdemarkt. "Bestätigung kommt, per E-Mail an ihn." Umgehend trat Jous kritische Augenbraue in Aktion. "Euer Vermieter ist ein Kumpel von mir." - "Na, dann", unisono zusammen mit mir. "Wir bleiben in Kontakt?" Jou nickte, ich biss mir die Wange wund, um meine Contenance zu wahren. "Habe sicherlich ab und an ein paar Fragen an dich." - "Kein Problem." - "Okay." - "Dann ... wär jetzt alles geklärt."



    Makoa bestätigte dies und verabschiedete sich. Wofür ich äußerst dankbar war, denn sehr viel länger, hätte ich mich nicht beherrschen können. Kaum war er außer Sicht, da ertönte ein leises: "Oh, mein Gott." Ich hatte gerade noch genug Zeit, einen kleinen Schritt auf ihn zuzutreten, bevor Jous sich, kerzengerade wie er war, gegen mich fallen ließ. Ich schlang lachend meine Arme um ihn und versuchte ihn wieder aufzurichten. Erfolglos.

    "Liebling, vergiss das Atmen nicht." - "Oh, mein Gott." Ich atmete, bewusst tief, in meinem Bauch hinein: "Spürst du das?" Er nickte. "Atme mit mir, okay?" - "Oh, mein Gott, ich ..." - "Langsam und gegengleich zu mir" Es half bedingt, doch wenigstens hyperventilierte er nicht. Schlussendlich gelang es uns gemeinsam, ihn ganz aus seiner Erstarrung zu befreien.



    Als er wieder 'auf eigenen Beinen' stand, wurde mir ein Becher Kava angeboten, den ich annahm und an Jou weiterreichte, da mir die beruhigende Wirkung dieses Getränks wohlbekannt war. Er trank es, ohne nachzufragen. "Nettes date", neckte ich ihn, nachdem er Minuten lang keinen Mucks von sich gegeben hatte. "Oh, mein Gott." - "Liebling?" - "Oh, mein Gott." Vielleicht war das mit dem Kava doch keine so gute Idee.



    Wie auch immer, wir traten recht zügig den Heimweg an. Nicht unerwähnt sollte bleiben, dass dies leise, in regelmäßigen Abständen hinter mir ertönende, 'oh, mein Gott', mich davor bewahrte ständig einen Blick über meine Schulter zu werfen, um zu kontrollieren, ob er mir noch folgte.



    Deutlich mehr Leben kam in ihn, als wir uns einem Verkaufsautomaten näherten. "Was ist das nur, mit den Japanern und diesen Dingern", murmelte ich, als er mich überholte. "Eine Art Symbiose", erfuhr ich, bevor er seine volle Aufmerksamkeit dem Angebot widmete.



    "Was hast du gekauft?" - "Ein Magic-Towel." Ich hatte keine Ahnung, was das sein könnte, befand jedoch: "Klingt interessant." - "Ja, ich... Eddie?"



    Ich breitete meine Arme aus, und er flog mit einer Geschwindigkeit auf mich zu, die mich beinahe umgeworfen hätte. "Ich bin sehr stolz auf dich", flüsterte ich. "Oh, mein Gott." - "Ich finde, du hast das gut gemeistert." "Nein, ich ... oh, mein Gott." Viel mehr, als ihn festzuhalten und seinen Rücken zu streicheln, blieb mir nicht. "Eddie?" - "Hhm?" - Kneif mich mal." Ich tat ihm den Gefallen. "Fester." Diesen Wunsch verwehrte ich ihm. "Du träumst nicht, Jou."



    "Oh, mein Gott", er löste sich langsam von mir und wir setzten unseren Heimweg fort.

    Ich überlege gerade, wie viel Tipperei ich mir hätte ersparen können, wenn ich mich früher daran erinnert hätte, das Eve diesen Ausspruch mit 'omg' abzukürzen pflegt. Nun, wie dem auch sei.

    Bleibt nur noch zu erwähnen, das mit dem Kava, war doch nicht so verkehrt...

    Geändert von Laska (11.11.2022 um 21:52 Uhr)

  5. #275
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    Trotz der kurzen Nacht erwachte ich gut ausgeruht. Jou schlief noch tief und fest und ich gedachte, dies umgehend auszunutzen, da er normalerweise vor mir aus den Federn kommt und ich nicht davon ausgehen konnte, dass mir viel Zeit blieb.



    Die Uhrzeit war denkbar ungünstig für einen Anruf, daher schickte ich nur eine recht lange Sprachnachricht heraus. Wider aller Erwartungen, begann mein Handy beinahe umgehend zu summen.



    Glücklicherweise bekam Jou, der sich den Geräuschen nach, nur wenige Minuten später ein Bad einlaufen ließ, nichts von diesem Gespräch mit. Jedenfalls schließe ich es daraus, dass er nicht nachfragte, als ich zu ihm stieß.



    Ich grüßte freundlich, dann erkundigte ich mich schmunzelnd: "Hat es einen bestimmten Grund, dass du schon wieder zum Anbeißen aussiehst?" Eine der Gurkenscheiben geriet in Schieflage, als er erwiderte: "Ich versuche die Flecken loszuwerden." - "Ich mag ..." - "Dalmatiner, ja, das hast du letzte Nacht schon erwähnt." Nun gut, ich ersparte mir eine Bestätigung und trat ans Waschbecken



    "Dauert es noch lange?" Er schüttelte vorsichtig den Kopf. "Hast du einen speziellen Frühstückswunsch?" Jou überlegte einen Moment. "Wie wäre es mit einem Berg Pfannkuchen? Die können wir später auch kalt essen." - "Klingt gut", befand ich, "wenn du das Packen übernimmst." - "Okay." - "Wie fühlst du dich?" - "Total entspannt." - "Hm ..." - "Geh duschen, Eddie, bevor du mich auf krumme Gedanken bringst." Wirklich bedauerlich, wie gut ich erzogen wurde.



    Doch auch praktisch, in diesem Fall, da wir dadurch im Zeitplan blieben, denn allzu lange dauerte es nicht, bis Jou sich wieder zu mir gesellte. "Eve hat mich zu eurem Familienchat eingeladen." - "Oh?" - "Ich kann ablehnen." - "Warum solltest du?" - "Es klang eben so." - "Nein, entschuldige, ich war nur in Gedanken." - "Okay." Nachdem das wer-ist-wer geklärt war, überraschte er mich mit der Frage: "Du wirst mal ein Lord?" - "Nein." - "Du hast gesagt, L.W. ist deine Großmutter." - "Ja." - "Und Rose nennt sie Lady Willoughby." - "Die beiden sind online?" - "Nein." Versteh einer diese Gedankengänge.



    "Eddie?" - "Ich werde keinen Titel erben, Jou." - "Warum nennt Rose sie dann Lady Willoughby?" - "Weil sie keine Ahnung hat und nicht unhöflich sein will." - "Heißt?" - "Richtig wäre Lady Margaret."

    Diese Anrede, steht ihr, als Tochter eines Earls, seit ihrer Geburt zu. Ein Höflichkeitstitel, der auch nach Eheschließung mit einem Bürgerlichen bestehen bleibt. Allerdings nur in Kombination mit ihrem Vornamen. Lady Willoughby, wie Rose sie gern nennt, würde implizieren, Großvater sei von Rang. Wir haben es inzwischen aufgegeben, sie zu korrigieren, aus verschiedenen Gründen.

    "Ich hoffe, du bist nicht enttäuscht", neckte ich ihn im Anschluss an meine Erklärung. "Nicht im Geringsten." - "Je weniger Spotlight, ..." - "Desto besser", vervollständigte er meinen Satz.



    "Welchen Nick hast du gewählt?" - "Su-Ju." - "Su-Ju?", wiederholte ich leicht konsterniert. Jou grinste breit: "Lotta nennt mich so." - "Lotta?" Er nickte. Ich runzelte die Stirn. "Wir waren zusammen auf dem Konzert." - "Ihr wart ... zusammen dort?" Jou lachte, ob meines Gesichtsausdrucks und stand auf, um den Abwasch zu erledigen. "Wir haben uns zufällig dort getroffen, Eddie. Sie hat mich erkannt, mit Sa-Sa angesprochen und ich ... hatte nichts Besseres zu tun als sie und, im selben Atemzug auch mich, sofort zu verbessern." Okay, das ergab Sinn.



    Für mich, für Jou eher weniger, denn wenn sie von mir wüsste, wer er ist bzw. war, wäre es doch arg merkwürdig von mir, diesen Umstand konstant zu leugnen.



    Nun, glücklicherweise ließ sich dies Missverständnis recht zügig klären. Jou war zwar nicht begeistert, dass er Opfer meines Background-Checks wurde, lies sich jedoch halbwegs davon überzeugen, dass eher Charlottes außerordentliche Neugier die Ursache für dies Übel sei. Dazu beigetragen hat wohl auch, dass er den Rückschluss zog, dies könnte der Grund sein, warum sie mich Hase nennt. Denn, so erfuhr ich auf Nachfrage, dies ist mein japanisches Sternzeichen. "Mögen Drachen Hasen?" - "Dieser", er tippt sich auf die Brust, "hat sie zum Fressen gern." Sehr schön.



    Jou packte unsere Lunchboxen, ich begab mich auf einen Rundgang, um zu kontrollieren, dass wir nichts vergessen hatten und alles so ordentlich hinterlassen würden, wie wir es vorgefunden hatten.

    "Bereit zum Aufbruch?" - "Nein", seufzte Jou. "Und das Wetter macht's auch nicht leichter. "Ich stimmte ihm zu, denn so trübe wie es war, wäre es perfekt für einen Faulenzertag im Bett. Oder auf der Couch.



    Ich griff nach seiner Hand, wir schlenderten zur Ablegestelle und befanden uns alsbald auf dem Heimweg. Nun, genau genommen, trifft dies nur auf mich zu, allerdings hoffe ich, Jou sieht es bald ähnlich. Der Grund für unseren Abstecher war reine Neugier meinerseits, denn Eve hatte mir neulich mitgeteilt, der Umbau unseres Hauses sei so gut wie abgeschlossen, wovon ich mich gern persönlich überzeugen wollte.



    Vier Stunden später trafen wir ein und ich parkte den Wagen in Nähe des Gärtnerhauses. Welches Jou zunächst fälschlicherweise für das Ziel unserer Fahrt hielt. Nun, vielleicht habe ich mich tatsächlich etwas undeutlich ausgedrückt, als wir das Tor passierten, um auf die private Zufahrtsstraße zu gelangen. Denn ich sagte, mein Elternhaus sei recht klein, wäre aus roten Sandstein erbaut und normalerweise sähe man es erst nach der letzten Kurve. Doch wenn die Bäume kahl sind, wie zur Zeit, dann könne man vorab zur Linken einen kurzen Blick aufs Dach erhaschen. Dazu müsse man, wie Jou mir erklärte, natürlich erst einmal wissen, welches die letzte Kurve sei. Womit er nicht ganz Unrecht hat.



    Wie auch immer. "Warum parken wir da hinten, wenn wir noch 10 Minuten durch die Botanik laufen müssen?" - "Weil ich sie überraschen möchte. Und das ist unmöglich, wenn wir vorfahren." Jou fand es arg ungewöhnlich, dass die Sensoren in unserer Auffahrt, dies Unterfangen zunichtegemacht hätten. Und nein, ich schleiche mich nicht immer so an, nur wenn ich unangemeldet erscheine und sie überraschen möchte.



    "Und das alles gehört jetzt dir?" Ich nickte. "Warum?" Nun, das war schnell erklärt. Meine Mum hatte sich damals auf den ersten Blick in dies Anwesen verliebt. Großvater hat es, in einem Anfall geistiger Umnachtung, Eves Meinung nach, unseren Eltern zur Hochzeit geschenkt. Möglich war ihm dies, da es Teil des kleinen Parts ist, über den er frei verfügen kann. Vater hat es direkt ihr überschrieben. Sie hat es mir vermacht, mit der Einschränkung ihrem Gatten lebenslanges Wohnrecht zu gewähren. Wovon er glücklicherweise nicht allzu oft Gebrauch macht.



    Nur wenige Minuten später, bat Jou mich: "Wärst du so nett, Eddie und definierst den Begriff klein für mich?" - "Es hat nur zwei Schlafzimmer." Drei nach dem letzten Umbau, die unterm Dach nicht mitgezählt. "Und das Gärtnerhaus?" - "Auch zwei", recht zaghaft, wegen seines Blickes. "Und da siehst du keine Diskrepanz?"



    "Nun", murmelte ich, "es war halt so, früher." Jou verdrehte die Augen. Folgte jedoch meinen 'Fußstapfen', um auf den letzten Metern nicht doch noch versehentlich einen Alarm auszulösen.



    Ich legte einen Zeigefinger vor meine Lippen, gab den Code ein und flüsterte, nachdem wir unbehelligt im Inneren waren: "Willkommen im Gruselkabinett, Liebling."



    Jou sah sich mit großen Augen um, folgte mir jedoch erneut, als ich ihn mit einer verstohlenen Handbewegung dazu aufforderte. "Oh, wow", entfuhr es mir leise auf den letzten Stufen. "Ist er das?", flüsterte Jou. Ich nickte.



    "Wie war es vorher?" - "Kalt, dunkel und öde", murmelte ich, leicht überwältigt. Er griff nach meiner Hand, die auf dem Deckel des Flügels lag und unwillkürlich das Holz streichelte. "Schlimm?" - "Nein", ich lächelte ihn an und zog ihn ein paar Schritte weiter. Genauer gesagt, zu meinem Zimmer. Ich bat ihn, die Augen zu schließen, bugsierte ihn vorsichtig durch die Tür, positionierte ihn an passender Stelle, trat zur Seite und forderte: "Augen auf." Er war tatsächlich sprachlos für einen Moment.



    "Geschockt?", erkundigte ich mich. "Ja, ich", Jou blinzelte, "möchte nicht wissen, in wie vielen Zimmern ich noch hänge." - "Weltweit oder hier?" - "Weder noch." Ich lachte leise, er sah sich in Ruhe um. "Weißt du, was mich am meisten schockt, Eddie?" - "Nein." - "Dass sie nicht viel früher mitbekommen haben, was mit dir los war."



    Womit er sich auf das Ambiente meines Zimmers bezog. Seiner Meinung nach, ein recht deutliches Indiz dafür, das einiges im argen lag. In Anbetracht der Tatsache, dass er mit Eves Zimmer noch keine Bekanntschaft gemacht hatte, eine erstaunliche Schlußfolgerung.



    Wie auch immer, am Nichterkennen lag es weniger, als an der Tatsache das Vater es vorzog, jegliche Hinweise und Warnungen bezüglich meiner mentalen und körperlichen Verfassung zu negieren. Johann hat sich sehr bemüht, Nadja ebenfalls, deutlich drastischer. Entsprechende Schreiben aus dem Internat zeigten enbenso Erfolg.

    Bleibt nur noch anzumerken, ich war nicht wesentlich einsichtiger, als mein Erzeuger, so dass ihnen die Hände gebunden waren. Jou verkniff sich jeglichen Kommentar dazu, der Ausdruck in seinen Augen sprach jedoch Bände.



    Ich betrachtete ihn nachdenklich, dann lächelte ich: "Vielleicht solltest du mir nicht nur bei der Überarbeitung meiner Playlist behilflich sein, Jou." Ein Vorschlag, den er vor ein paar Tagen gemacht hatte. "Ach?" Ich nickte bedächtig: "Ja, ohne dich wird es mir nicht gelingen, die Atmosphäre meines Zimmers zu verändern." - "Was genau schwebt dir vor?" So ernst. "Soll ich Salbei abbrennen, während du Weihwasser versprühst?" Ich lachte auf, schlang meine Arme um ihn und murmelte: "Ich dachte eher daran, einen lang gehegten Traum wahrzumachen." Muss ich erwähnen, dass er die Augen verdrehte, bevor er sich küssen ließ?



    "Was machen wir jetzt?", angemessen atemlos, möchte ich meinen. "Jetzt", erwiderte ich schmunzelnd. "Geben wir unsere Ankunft kund." - "Ach?" - "Ja, denn ich befürchte, dass wir sonst auf krumme Gedanken kommen und ..." - "Und was?" - "Doch noch ertappt werden." Seine Wangen verfärbten sich leicht. Ich überlegte kurz, kam jedoch zu dem Schluss, dergleichen sei mir oft genug widerfahren. Jou schien ähnlich abgeneigt, denn er folgte mir ohne Widerspruch, als ich auf seine Frage: "Wo stehen die Fanfaren?", mein Zimmer wieder verließ.



    "Was wirst du spielen?" Eine ungewöhnliche Frage. Hey Jude, der Beatles hätte zwar sehr gut gepasst, doch meine Absicht zunichtegemacht. "Dawn, von Dario Marianelli.", erwiderte ich leise. Jou passte sich sofort an meine Lautstärke an: "Muss ich das kennen?" - "Es ist aus dem Soundtrack der 2005-er Verfilmung von Jane Austens Stolz und Vorurteil." - "Oh, okay." Recht verwundert und deutlich desinteressierter als zuvor.



    Ich deutete auf die Notenblätter: "Es ist das einzige Lied, dass Eve gewillt ist zu lernen." Jous Augen leuchteten wissend auf. "Heißt, sie werden vermuten, sie spielt?" Ich nickte, da es ein anfängerfreundliches Lied ist. "Behalte die linke Tür im Auge", riet ich ihm, dann begann ich zu spielen.


  6. #276
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    hach da haben sioe den urlaub tatsächlich hinter sich gebracht!
    Das Haus ist unglaublich schön geworden <3 Hast du es selbst gebaut?
    Hehehe Sex im Jugendzimmer...ja das kann nur Eds größter Wunsch sein *lacht*
    Bin ja gespannt wer da nun in das Zimmer schneit und welchen Stein das ins Rollen bringt
    Meine Story
    Always had high hopes nur hier im Forum

  7. #277
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    Lach, ja, du kennst mich, kurzfassen ist nicht meine Stärke

    Das Haus ist von mir, ja. Damals gebaut für unser Forenprojekt, ohne Einrichtung, weil ich keinen Bock drauf hatte.

    Aber Eve, braucht nen Zuhause, der Rest von Eds Familie und Jous Eltern auch, also habe ich sehr viel gebaut in den letzten Wochen.

    Iwie ging ihm diesmal tatsächlich nur um einen Kuss....

    Ja, wenn ich nicht den glorreichen Gedanken gehabt hätte, mein Schlafzimmer endlich in das alte 'Kinderzimmer' meiner Tochter 'umzuziehen, da es viel großer ist, wäre der zweite Teil längst gepostet

    Danke dir so sehr, für deinen Post

  8. #278
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    Knapp eine Minute später erschien Nadja, wie immer als Erste. Nicht, da sie den kürzesten Weg zurückzulegen hatte, sondern um Eve zu ermutigen durchzuhalten. Mit mir hat sie es früher ebenso gehalten. Meine Mum hat die Liebe zur Klaviermusik in ihr geweckt und, wenn ihre Zeit es zulässt, versäumt sie keine Gelegenheit uns zuzuhören.



    Kurz darauf folgte Eve. Jou sprang vor Schreck von der Bank, auf der gerade erst Platz genommen hatte, denn ihrer Ankunft ging ein dumpfes Poltern voraus, da sie wie üblich die Treppe hinuntersprang, bevor sie wie ein Wirbelwind über die Empore fegte.



    Der nächste war Richard und zum Schluss erschien Johann. Eve war, gelinde gesagt, überrascht von der Art und Weise wie Jou ihn begrüßte. Mir ging es beim ersten Mal ähnlich. Wir beherrschen die Kunst einer formalen Begrüßung zwar auch, doch sie fällt deutlich anders aus, wenngleich sie nicht weniger ehrerbietig ist. Müßig zu erwähnen, dass Johann sie entsprechend erwiderte. Etwas, dass Jou hocherfreut zur Kenntnis nahm, wie er mit gerade mitteilt.



    Nun kam ich nicht länger umhin, mich der Begrüßungstour anzuschließen, obwohl ich liebend gern weiter gespielt hätte. Es wäre mir sicherlich verziehen worden, wenn wir denn mehr Zeit zur Verfügung gehabt hätten. Doch dem war bedauerlicherweise nicht so.



    In dem Trubel, der unser unerwartetes Erscheinen verursachte, entging mir völlig, dass Eve Jou unter ihre Fittiche nahm. Ich rechne ihr dies umsichtige Handeln hoch an.



    Er entspannte sich nicht nur recht schnell, wie ich später erfuhr, sondern kam dadurch auch in den Genuss, ihre Fotowand in Augenschein zu nehmen.



    Ich vermag nicht zu sagen, was ihn mehr überraschte,



    denn als ich ihnen folgte, war er gerade in ihrem Bad.



    Eve gibt es ungern zu, doch sie liebt es mit all seinen Macken und weigert sich seit Jahren hartnäckig es renovieren zu lassen.



    Allzu lange konnte ich nicht bleiben, da Johann mich, wie üblich, um ein Gespräch unter vier Augen gebeten hatten, um die Angelegenheiten des Besitzes mit mir zu besprechen. Nun, die Zeit reichte, um Eve zu bitten, Jou zu erklären, wie sie mich früher dazu gebracht hat etwas zu essen, wenn mir diese Notwendigkeit entfallen war. Ich lasse einmal dahingestellt, wen von den beiden meine Bitte mehr überraschte.



    Weit hatte ich es nicht, denn Johanns Apartment befindet sich direkt neben Eves Zimmer. Dort, wo früher unsere Dachbodenabenteuer stattfanden. Ich wurde etwas wehmütig, als es mir gewahr wurde. Nicht, dass ich es nicht gewusst hätte, doch es zu sehen, anstatt es mir nur vorzustellen, drückte mir etwas aufs Gemüt.



    Was nicht heißen soll, dass es mir nicht gefiel. Wohnzimmer, Schlafzimmer und Bad entsprachen genau seinen Vorstellungen. Obschon er der Meinung war, dieser Aufwand sei nicht vonnöten gewesen, so fühle er sich doch sehr wohl in seiner neuen Bleibe. Ich war erleichtert, denn ihn dauerhaft im Haus zu wissen, beruhigte mich ungemein. Nadja wohnte zwar, seit dem ihre Tochter verheiratet ist, nebenan im Gärtnerhaus, doch Eve ganz allein hier im Haus wohnen zu lassen, hätte keinem von uns behagt.



    Während Johann und ich uns geschäftlichen Dingen, wie Personalfragen, der Holzwirtschaft und den Finanzen zu wandten, kam Eve, wie Jou mir später mitteilte, meiner Bitte recht ausführlich nach. Ich bin gespannt, ob bzw. wie er das Gehörte anwenden wird.



    Leicht verwundert stellte ich bei meiner Rückkehr fest, dass sie sich entfernt hatten. Der Grund war, dass sie ihm, nach dem er sich vom Ambiente ihres Zimmers begeistert zeigte, meines zeigen wollte. Sie hat es nicht erwähnt und ihn nur in die richtige Richtung gelotst.



    Ich habe keine Ahnung, was er erwartet hat. Auf keinen Fall, sagte er gerade, hätte er erwartet, sich in einem weiteren Badezimmer wiederzufinden. In meinem, um genau zu sein. Vielleicht sollte ich kurz erklären, dass dort, wo sich nun das neue Gästebad befindet, früher des Butlers Pantry war. Ein seit Urzeiten ungenutzter Raum, der quasi danach schrie, anderweitig genutzt zu werden.

    Jou staunte sich einmal mehr über meine Bildauswahl und erfuhr, dies spezielle Foto hatte Eve aufgehängt, um mich nicht vergessen zu lassen, dass es nett gewesen wäre, wenn ich sie damals geweckt hätte. Unglaublich, man kann es diesem Mädel wahrlich kaum recht machen. In einen Minute will sie in Ruhe gelassen werden, in einer anderen nicht. Jou hat gerade Bauchschmerzen vor Lachen, weiß der Himmel, warum. ;-)



    Nun, wie auch immer. Kaum waren sie durch die nächste Türe, da wusste, er wo er war und sie, dass er mein Zimmer bereits gesehen hatte.



    Sie beschlossen auf mich zu warten, damit Jou die zu erwartende Haustour nicht zweimal durchlaufen musste. Zwei Textnachrichten später stieß ich zu ihnen. Und, wenn mich nicht alles täuscht, so versicherte sie ihm just in diesem Moment, sie hätten damals alle 'red flags' wahrgenommen. Was stimmt, doch wie gesagt, sie stießen auf taube Ohren. Ich bin sehr dankbar dafür, dass die beiden die Zeit nicht lang wurde und das sie so gut miteinander auskommen.



    Den nächsten Raum besichtigten wir gemeinsam. Es war, lang ist es her, erst das Boudoir meiner Mutter, danach Eves und mein Spielzimmer. Meine Mum hat es geliebt, wegen der Aussicht, es ist die beste im ganzen Haus. Nun ist es unser neues Gästezimmer. Jou hielt es zunächst für Eves neues Zimmer, denn es ist recht feminin eingerichtet.



    Bedingt dadurch, dass Sammys Eltern, die beruflich überwiegend im Ausland sind, eingewilligt haben, dass die Kleine dauerhaft zu uns zieht. Etwas, so erfuhren Jou und ich, dass die beiden Mädchen mir heute Abend auf der Party erzählen wollten. Jous Reaktion, bzw. sein Blick war etwas eigenartig, doch er schüttelte auf meine Nachfrage nur mit dem Kopf. Hoffe, es gelingt mir bald, seine Blicke richtig zu deuten.



    Vor dem Nächsten grauste mich etwas. Nun gut, sehr, um ehrlich zu sein. Es war das ehemalige Schlafzimmer meiner Eltern, welches Vater benutzt, wenn er denn einmal über Nacht bleibt. Was selten genug vorkommt, glücklicherweise, jedoch nichts daran ändert, dass ihm ein Raum zur Verfügung stehen muss. Ich würde viel lieber Eve in der Suite sehen, doch danach geht es nicht.



    Nun ja, sei's drum, es ist ein Ort, der äußerst gemischte Gefühle in mir hervorruft, obschon er Eve und mir viele Jahre Trost gespendet hat und wir uns als Kinder, sehr oft und sehr gern dort aufgehalten haben.



    Eve warnte mich vor, denn außer dem Kamin, sei nichts mehr, wie es einmal war. Jou, der meine Stimmung zu spüren schien, griff nach meiner Hand. Ich hielt sie fest, gab mir einen Ruck, dann traten wir ein. Nun, Eve hatte recht, nichts dort, erinnerte mehr an vergangene Zeiten. Bedauerlich, doch angeblich heilsam. Die Zukunft wird zeigen, ob dem so ist.

    Das erste, dass mir positiv auffiel war, dass sie die alten Ahnenschinken, die Vater so ungemein wichtig waren, hierher verbannt hatte.



    Sie passen zwar absolut nicht zur neuen Einrichtung, die seinem Geschmack entspricht, doch wenn er sie neu rahmen lassen möchte, dann kann er das sehr gern selbst veranlassen. Job well done.



    Wir setzten unseren Rundgang im Erdgeschoss vor. Das Esszimmer gefiel mir sehr gut, was vor allem daran lag, dass Eve meinem Rat gefolgt war und drei Gemälde einer jungen Künstlerin erstanden hatte, die ich in der Galerie kennengelernt hatte.

    Eve und Jou waren der Meinung, ich sei zu pingelig, in Bezug auf die Farbe der Wände, die nach meinem dafürhalten neu gestrichen werden müssten, um zu den Bildern zu passen. Da ich nicht mehr hier wohnte, bestand ich nicht darauf.



    Es folgte der ehemalige Salon, ein vormals recht steifer Ort, der so gut wie nie genutzt wurde und wenn, dann nur von unserem Vater.

    Es war noch nicht komplett eingerichtet und leicht chaotisch, da der Tischler sich mit den Maßen für die Regale vertan hatte, die nun neu angefertigt wurden. Mir gefielen die Farben sehr gut, erneut recht feminin, doch berechtigterweise, da Eve die neue Dame des Hauses ist.



    Dies Stichwort passt sehr gut zu unserem Wintergarten. "Mehr ist mehr", stellte Jou fest, als wir eintraten. Eine Aussage, die sich nicht bestreiten lässt. Eve plauderte munter drauflos, ich jedoch war sprachlos und absolut begeistert davon, dass der er seinen Namen endlich wieder verdient.

    Unser Flügel stand früher hier und er war lange nicht so üppig bestückt, denn er diente dem Zweck Gäste zu unterhalten.

    Der Duft war überwältigend, das Licht grandios, ebenso die leisen Töne, die erklangen, als ich mich zu der Chaiselongue durch schlängelte. Sie kamen von den Vinyl-Schallplatten unserer Mum.



    Eve und Jou folgten mir, er schien leicht besorgt zu sein. Ich lächelte tapfer, dann lauschten wir Eves Ausführungen, die unbedingt einen Ort hatte erschaffen wollen, an dem wir uns wohlfühlen konnten und in dem die Erinnerung an unsere Mutter weiterleben konnte. Ich denke, dies ist ihr überaus gut gelungen, denn ich kann mir sehr gut vorstellen, dass sie, wie Eve hier liegen, lauschen und träumen würde. Nun ja, vielleicht war es tatsächlich ganz gut, dass uns keine Zeit blieb, um lange in Sentimentalitäten zu schwelgen.



    Eve ahnte es sicherlich nicht, doch ich hätte mich unbesehen auf jeden ihrer 'last minute' Vorschläge eingelassen. Sie hatte nur soviel Spaß daran, mir schnell noch alles zu zeigen, was sie so plante, dass ich es nicht übers Herz brachte, sie zu bremsen, obwohl es für sie ja noch galt, eine Party auf die Beine zustellen.



    Sammy würde sie dabei unterstützen, ebenso wie Mareike und Richard, soviel wusste ich bereits von Johann, der heute einen freien Abend hatte. Da sie jedoch vor uns aufbrechen musste begaben wir uns recht zügig zurück in die Halle.
    Geändert von Laska (23.12.2022 um 12:06 Uhr)

  9. #279
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    Jou marschierte voran. Eve und ich folgten ihm gemächlicher und plauderten gerade darüber, wie typisch es für Nadja war, eine Renovierung ihrer Küche strikt abzulehnen, als er uns mit der Frage: "Ihr habt nicht zufällig eine Zeitmaschine im Keller?", unterbrach. "Eine Zeitmaschine?", wiederholten wir überrascht. "Warum?"



    Jou sah uns an, als wäre die Frage so abwegig nun auch wieder nicht: "Um eure Vorfahren zu besuchen." Eve war, wie so oft, schneller als ich: "Welchen genau?" - "Definitiv den JD Verschnitt da und den Typen hinter mir." Interessant.



    "Für wen auch immer du dich entscheidest", verkündete Eve. "Meinen Segen habt ihr." Ach, tatsächlich?



    "Cool." Jou wandte sich ab, um die restlichen Bilder zu betrachten. "Wann sagen wir ihm, dass du das bist?" - "Wenn er zu den Römern will."- 'Ich hätte auf den da getippt", nuschelte Eve. Von Jou kam ein trockenes: "Ich steh’ nicht auf Rüschen."- "Sehr nett von dir", murmelte ich und schloss zu ihm auf. "Wohin jetzt?" - "Rechts rum in die Küche." Jou trat einen Schritt zur Seite, um mir den Vortritt zu lassen.



    Kaum hatte ich die Tür geöffnet, erscholl Nadjas Stimme. "Ein paar zusätzliche Hände kommen mir gerade recht." - "Wir verschwinden am besten sofort", flüsterte Eve hinter meinem Rücken. "Warum?" - "Willst du helfen, oder Bilder gucken?" - "Gutes Argument", befand Jou. Ich zog eine Augenbraue hoch, er grinste verlegen. "Raus aus meiner Küche. Sofort", forderte Nadja streng.

    Eve ließ sich das nicht zweimal sagen und während sie, mit Jou dicht auf ihren Fersen, auf der Kellertreppe verschwand, wandte ich mich um und verkündete: "Ich helfe Ihnen sehr gern." - "Master Edward!" Sie strahlte über das ganze Gesicht. "Ich habe schon gehört, dass Sie die Liebe zum Kochen entdeckt haben." Nicht weiter verwunderlich.



    Wir begaben uns unverzüglich an die Arbeit und gerieten dabei unweigerlich ins Plaudern, sodass uns die Zeit nicht lang wurde.



    Jou erkundete derweil unseren Partykeller. Den er sich, wie er sagt, völlig anders vorgestellt hat. Schicker irgendwie und nicht ausgestattet mit einem Sammelsurium von Dingen, die früher in unseren Zimmern waren.



    Die Foto-Ausbeute war nicht ganz so ergiebig, wie er insgeheim gehofft hatte. Allerdings fand er es passend, dass dort ein Autogramm von ihm hing. Wegen der Party, die damals in Del Sol zu Ehren unserer Verabredung stattfand, sagt er gerade. Nun ja, ich sollte mich wohl langsam damit abfinden, dass er mehr über mich weiß, als ich je vermutet hätte.



    Wie auch immer. Die beiden fühlten sich pudelwohl dort unten.



    Wovon ich mich überzeugen konnte, obwohl ich mich eine Etage über ihnen befand. Und, als nach den ersten Takten seine Stimme erklang, wurde mir sofort bewusst: Dies war seine Antwort auf mein Ständchen neulich Abend in der Blue Velvet Bar.



    Ob wir schon immer so gut zu verstehen gewesen seien, erkundigte ich mich. Nadja schüttelte, zu meiner großen Erleichterung, den Kopf. Fügte dann jedoch hinzu, es sei erst so, nachdem Master Alan* durch die Kellerwand gefallen sei. Nicht unbedingt ein Ereignis, an das ich gern erinnert wurde, oder das sich erst kürzlich ereignet hätte.

    Entgegen Jous Vermutung war kein Willoughby dafür verantwortlich. Allerdings endete auch dieser Abend in der Notaufnahme, wie sich der ein oder anderen eventuell schon gedacht hat. Kleine Platzwunde am Hinterkopf, die mit wenigen Stichen genäht wurde. Eine Behandlung, die Alan, heldenhaft, ohne Betäubung über sich ergehen ließ.

    * Da Jou über diese Anrede nicht hinweg kommt und versäumte Eve zu fragen, die seinen kolonialen Vermutungen mit deutlich mehr Enthusiasmus den Garaus gemacht hätte: Master ist das Äquivalent zum ebenfalls veralteten Miss. Es wird nicht nur traditionsbedingt benutzt, sondern um die männlichen Mitglieder der Familie auseinander zu halten. Bei drei lebenden Edward J. W's, wie Jou uns nennt, durchaus nachvollziehbar. Insbesondere, da unsere Angestellten niemals Spitznamen verwenden würden.



    Ebenfalls nicht unerwähnt soll bleiben, dass Jou 'Roar' von Katy Perry zum Besten gab. Damit ließ er es bewenden, obwohl sein Publikum hellauf begeistert war. Mich eingeschlossen. Trotz, oder wegen, der Gänsehaut, die in Wellen über meinen Körper lief.



    Kaum, dass sie wieder bei uns waren, fiel Eve ein, dass Jou gern Abzüge einiger unserer Fotos hätte. Ihm war diese Bitte an Johann hörbar unangenehm. Wovon sie sich nicht aus der Ruhe bringen ließ.



    Ich gab meine Zustimmung, nachdem ein kurzer Wortwechsel mit Jou, mich davon überzeugte, er hätte keine Bedenken, mit Johann allein zu sein.



    Etwas unwohl war mir dennoch, unnötigerweise, wie ich gerade erfahre. Jou gibt zwar zu, dass er sich anfangs etwas unbehaglich fühlte,



    doch das Gespräch mit Johann sei ausgesprochen angenehm verlaufen. In der Beziehung hatte ich nichts anderes erwartet.



    Die Auswahl der Bilder ging ebenfalls zu seiner Zufriedenheit über die Bühne. Wir sind gespannt, ob ich dasselbe behaupten werde, wenn die Abzüge bei uns ankommen.

    Neben erwähnt: nein, Johann sitzt nicht ständig in unseren Katakomben, wie Jou es auszudrücken beliebt. Dort befinden sich, gut gesichert, nur unsere alten Dokumente und Datenträger. Seine alltäglichen administrativen Aufgaben verrichtet er am PC in seinem Wohnzimmer. Auf eigenen Wunsch, denn auf ein separates Büro hat er verzichtete.



    Wie auch immer, eine gute Stunde später war Ruhe eingekehrt. Eve, Richard und Johann hatten das Haus inzwischen verlassen und, da Eve den Koffer mit unserer Party-Kleidung da gelassen hatte, blieb uns Zeit, für einen Plausch mit Nadja.

    Die, und in der Beziehung hätte ich Jou vielleicht vorwarnen sollen, das Gespräch angemessen vorwurfsvoll eröffnete: "Sie haben uns viel Kummer bereitet, junger Mann."

    Um, als Jou dazu nichts einfiel, hinterher zu schieben: "Es ist Ihnen inzwischen verziehen." - "Ach?" - "Aber ja, natürlich. Wir haben Master Edward selten so glücklich erlebt." - "Oh ..." - "Mit Jonathan Lee sah das ganz anders aus, glauben Sie mir." Jou nickte, leicht konsterniert. "Es ist lange her", sprang ich ihm endlich zur Seite. "Gott lob!", zu mir. "Sie ahnen nicht, wie froh wir sind, dass dieser Mensch hier nicht mehr ein und aus geht", zu Jou.



    Der daraufhin spontan seine Sprachlosigkeit verlor: "Ständig in Brand gesetzt zu werden, störte Sie nicht?" Zu seiner Verteidigung lässt sich vorbringen, die entsprechenden Bilder hingen in seinem direkten Blickfeld. Ich lasse dies Argument, in meiner grenzenlosen Generosität selbstverständlich gelten.



    "Kein Wunder, dass Miss Everleigh Sie mag." Nadja erwiderte sein Lächeln, dann folgte der unvermeidliche Todesstoß: "Sie ist genauso vorlaut wie Sie." Jou murmelte eine Entschuldigung. Ich hatte Mühe, ernst zu bleiben.

    "Ihre Eltern sind sicherlich stolz auf Sie." - "Nadja", meine Stimme versagte und ich brach in Lachen aus. "Das war durchaus als Kompliment gemeint." - "Ich weiß das, er nicht." - "Jetzt schon", beschied sie mir. Dann wandte sich erneut an Jou. "Erzählen Sie mir ein bisschen mehr von ihnen."



    Dieser Bitte kam Jou nach. Recht ausführlich, da ihm quasi keine andere Wahl blieb. Im Gegenzug dafür belohnte sie ihn mit weiteren Anekdoten aus unserm Leben, die zu erwähnen ich mir erspare.



    Bleibt nur noch anzumerken, dass er seinen 'Fauxpas' ebenso spontan wiedergutmachte, denn als uns bewusst wurde, dass wir langsam aber sicher zum Schluss kommen mussten, da sagte er: "Das Beste, das Eddie und Eve damals passieren konnte, waren eindeutig Johann und Sie." - "Bei meiner Seel ...", ihr blieb die Spucke weg. Zu Recht, möchte ich meinen, obschon ihr nicht bewusst war, welch enormes Kompliment sie gerade erhalten hatte.



    Da sie jedoch sie mit Anerkennung, jenseits ihrer Kochkünste, nicht sonderlich gut umzugehen weiß, scheuchte sie uns, nach einem feuchten Blick zur Küchenuhr, hinauf zum Umziehen.

    30 Minuten später, war Jous langgehegter Traum in Erfüllung gegangen und wir halbwegs ordentlich hergerichtet.



    Letztes fiel auf: "Miss Everleigh wird nicht begeistert sein, wenn sie die Perücken hier vergessen." Ich nickte, Jou nuschelte: "Ebenso wenig wie von der Tatsache, dass sie die mitgenommen und bei meiner Schwester abgegeben hat."



    "Widerworte hat er auch", stellte Nadja daraufhin fest. "Ich mag ihn trotzdem." - "Ja, das steht außer Frage", antworte sie. Woraufhin Jous Wangen, völlig unnötigerweise, etwas mehr Farbe bekamen.**



    Nach dem geklärt war, dass wir hinten herum rausgingen (was ich immer tue) und sie uns nicht begleiten würde, da der Geschirrspüler noch lief und sie sich (ebenfalls wie immer) unbedingt noch davon vergewissern wollte, ob tatsächlich alle Feuer aus seien, kamen wir zu der unvermeidlich letzten Frage: "Werden wir auf Ihren nächsten Besuch wieder so lange warten müssen?"



    "Das hängt davon ab, ob ich Jou wieder mitbringen darf." - "Sie dummer Junge, Sie!" Ich schmunzelte, versicherte ihr, wir kämen bestimmt wieder und bekam den nächsten Rüffel: "Sie sollten sich schämen, mich immer so zu necken." - "Bei Gelegenheit gern." - "Was soll man dazu sagen." Sie blickte mich missbilligend an. Jou ergriff die Gelegenheit, um sich ebenfalls zu verabschieden. Sehr höflich, im Gegensatz zu mir. Danke dafür.



    Sein Nachsatz, wenn er es nicht besser wüsste, würde er glauben meine Eltern kennengelernt zu haben, sorgte dafür, dass wir hochkant aus der Küche flogen, nachdem wir uns davon überzeugt hatten, ihr Herz hatte einmal mehr keinen Schaden erlitten. Eine Begebenheit, die ihn in seiner Annahme noch bestärkte. Und, da für mich kein Weg daran vorbeiführte, wenn ich Zuhause war, machte er noch 'Bekanntschaft' mit der letzten Ruhestätte meiner Mum.

    Jou war zwar enttäuscht, dass er ihr nicht 'anständig' Respekt zollen konnte, war jedoch strikt dagegen, sich zurück in den Wintergarten zu schleichen, um eine von Eves Blüten zu mopsen.




    Ich bin mir immer noch nicht sicher, was ihn am meisten schockierte, denn als ich ihn fragte, ob er bereit sei für den nächsten Stresstest, grummelte nur: "Ich muss ja wohl." Gemusst hätte er zwar nicht, doch die Party sausen zulassen, kam für ihn ebenfalls nicht infrage.



    Knapp zwei Stunden und diesen Post, den er während der Fahrt verfasste, später, sah die Welt schon wieder ganz anders aus ...




    ** An dieser Stelle möchte ich unbedingt noch anfügen: Solange sich keine Löcher in angrenzenden Wänden befinden, hört man durch die Mauern unseres Hauses absolut nichts.
    Geändert von Laska (07.12.2022 um 07:50 Uhr)

  10. #280
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    Oder: Kaum wiederzuerkennen ...

    Obschon ich nichts anderes erwartet hatte, staunte ich über die Geschwindigkeit, mit der den Mädchen diese Verwandlung gelungen war.



    Gelungen war dann auch das Stichwort, als ich mich bei Eve für die Auswahl des Themas und ihre Bemühungen bedankte.



    Ein paar letzte Handgriffe mussten noch erledigt werden, dann begann das Warten auf die Gäste.



    Sammy, die mit Alan in einem nahegelegenen Hotel untergebracht war, erschien als Erste und allein. Wenn man es denn so nennen kann, denn sie brachte Rose, nebst Begleitung, mit herein.



    Dicht auf deren Fersen, war Jou, mit seinen beiden Damen.



    Johann, der es sich partout nicht nehmen lassen wollte, seinen freien Abend zu opfern, um wie früher, als unser Barkeeper zu fungieren, hatte sich beinahe unbemerkt herein gemogelt.



    Alan traf, wie so oft aus unerfindlichen Gründen, verspätet ein. Ein Umstand, der unserer Wiedersehensfreude natürlich keinen Abbruch tat.



    Wenngleich es schade war, denn ihn mit Jou bekannt zu machen, lag mir besonders am Herzen. Alan machte meine Absicht jedoch zunichte. Marschiert direkt zu Jou und brachte ihn etwas in Verlegenheit, da er ihn ohne große Umschweife wissen ließ: Es hätte des ersten Selfies im Chat nicht bedurfte, um ihn auch unter normalen Umständen sofort zu erkennen, denn so sehr verändert hätte er sich nun nicht.



    Jou war durchaus amüsiert von der Vorstellung, Alan sei fünf Jahre mit seinem Konterfei vor Augen sowohl eingeschlafen als auch aufgewacht. Leicht erstaunt nahm er zur Kenntnis: Alan habe nie an die Mär seines frühen Ablebens geglaubt, sei sie doch aus eindeutig unlauteren Motiven von Jonah regelrecht forciert worden. Beides hat ebenso seine Richtigkeit, wie die Tatsache, dass Alan bei uns auf taube Ohren stieß.



    Wie dem auch sei, mehr bekam ich von dem Gespräch der beiden nicht mit, da mein 'Überraschungsgast' eintraf. Müßig zu erwähnen, dass ich Charlotte mit dem allergrößten Vergnügen in Empfang nahm.



    Ich hatte Sorge, die Party käme eventuell nur stockend in Fahrt, da die beiden Gruppen sich kaum kannten, doch dem war glücklicherweise nicht so. Jeder war neugierig auf Jeden und Mareike vertrat uns recht gut, als Charlotte uns für eine Weile mit Beschlag belegte.



    Meine Befürchtung, sie sei 'nur' zum Arbeiten erschienen, verflüchtigte sich später. Zunächst nahm sie uns jedoch zur Seite, um über das Single-Projekt und Jous Zukunftspläne zu sprechen, von denen sie auf meinem Blog gelesen hatte. Sie versicherte ihm, er müsse nicht Part des Projekts werden, allerdings müssten wir eine Lösung finden, die allem gerecht wird.

    Ob ich mir vorstellen könnte, mein Studium wieder aufzunehmen? Da Jou und ich uns darüber bereits Gedanken gemacht hatten und dies für die beste Lösung hielten, stimmte ich zu. Charlotte war begeistert, ließ sich dadurch doch die Zeit ihres Erziehungsurlaubes prima überbrücken. Kurz und gut, wir waren uns über meine nächste Aufgabe, zur Zufriedenheit aller, recht sehr schnell einig.



    Da sie die Feinheiten in Ruhe ausarbeiten wollten, stürzten auch wir uns ins Vergnügen.



    Ich gewann recht schnell den Eindruck, es gäbe ein stillschweigendes Abkommen, Jou etwas abzuschirmen, was dazu führte, dass ich etwas gelassener wurde. Ich hätte mir denken können, dass der Frieden nicht allzu lange anhalten würde, doch dazu später mehr.



    Jou, dem natürlich nicht entgangen war, dass Eve eine (neue, bessere) Karaoke-Maschine mitgebracht hatte, überhörte die dezent hervorgebrachten Hinweise auf ebendiese geflissentlich.



    Sogar einer recht deutlich hervorgebrachten Aufforderung, einer müsse den Anfang machen, widerstand er mit Bravour. Es mag daran gelegen haben, dass die Anlage über einen Zufallsgenerator verfügt und ich ihm vorab verraten hatte, was mit First things first gemeint war.



    Da Karaoke für uns zu einer Party zwingend dazugehört, opferte sich Sammy. Sie sang 'Barbie Girl' von Aqua. Ich hatte es vor Jahren einmal enthusiastisch zum Besten gegeben, weiß der Himmel, warum. Es hob die Stimmung damals enorm und so wurde es unser Eröffnungslied.



    Duet with Ted erschien als Nächstes. Pawati hob sofort die Hand. Ich hätte es zwar vorgezogen, nicht als einer der Ersten dran glauben zu müssen, doch das half mir nicht viel.

    Sie entschied sich für 'Dear Future Husband' von Meghan Trainor und überließ den Mainpart mir. Selbstverständlich ließ ich keinen Zweifel daran aufkommen, wem dieses Lied gewidmet war. Was dazu führte das Jou nicht so recht wusste, ob er es bei einem amüsierten Kopfschütteln belassen, oder doch lieber im Boden versinken sollte.



    Er hat es 'irgendwie' überlebt und obwohl wir nicht sonderlich gut waren, fand unsere Darbietung durchaus Anklang.



    Ich habe nicht mitbekommen, was als Nächstes im Display erschien, oder warum Eve mich an Lotta verschacherte.



    Um ihr den Lolo zu machen, war auch immer das war. Ihr Ex, oder auch nicht, so genau wüsste sie das gerade selber nicht, erzählte sie mir, doch wenn er da wäre, würde sie es mit ihm singen. Okay, oder auch nicht, da bedauerlich? Wie auch immer, sie sah mich an wie ein waidwundes Rehlein, da Jou als Stellvertreter zwar echt Bombe wäre, aber nicht infrage käme, da er kein Spanisch kann. Etwas, das er bereits verneint hatte und, meiner Meinung nach auch getan hätte, wenn es anders wäre.



    Er leugnet es zwar hartnäckig, doch ich wage zu behaupten, dass sich vorhin ein nicht allzu kleiner Teil von ihm, in einen wunderschönen Part Charlottes verliebte. Natürlich absoluter Blödsinn, den ich hier gerade verzapfe.

    Bleibt nur noch anzumerken: Ihre Stimme hat ihn nicht nur innerhalb von Sekunden vom Hocker gerissen, sondern auch zum Tanzen animiert. Er sagt, es lag am Rhythmus des Liedes. Nun, wie dem auch sei, an mir lag es definitiv nicht, denn ich habe selten so alt ausgesehen, wie bei 'Échame La Culpa' von Luis Fonsi & Demi Lovato. ;-)



    Wie auch immer, keiner der Anwesenden hat sich beklagt, oder Charlottes Entscheidung bereut. Einige waren nur schneller, als andere. Denn bei Two again, war Jou augenblicklich an ihrer Seite. Es war wunderschön, doch auch eine etwas sonderbare Erfahrung, da die beiden äußerst gefühlvoll 'You Are The Reason' von Calum Scott & Leona Lewis vortrugen.



    Weit weniger sonderbar war, dass Eve bei Aftermath aufsprang. Jou lächelnd das Mikro aus der Hand nahm und mit Charlotte zu tuscheln begann. Lotta überlegte kurz, fand, was sie suchte (die Anlage greift aufs Internet zu) und dann sangen sie: "Calm After The Storm' von The Common Linnets.



    Die beiden Damen zu vergleichen, mag ich mir nicht anmaßen. Außerdem dürfe wohl jedem klar sein, wer bei mir, die Favoritenrolle innehat.



    Dennoch war ich etwas erstaunt, da ich nicht den Eindruck hatte, Eve hätte Charlottes Vorschlag aus reiner Höflichkeit zugestimmt. Weit überraschender war jedoch, dass Alan Eve? übernahm. Er singt zwar deutlich besser, als ich, doch ebenso 'gerne' freiwillig.

    Er wählte: 'She's Always A Woman' von Billy Joel. War es Zufall, oder steckte mehr dahinter? Die Frage drängte sich mir förmlich auf. Allerdings verwarf ich sie sogleich, da Eve seiner Darbietung keine besondere Aufmerksamkeit schenkte. Gleiches gilt für mich, da Jou einige Passagen mit ihm sang. Eher unwillkürlich, glaube ich. Er ist ein sehr großer Fan von Billy Joel.



    Ich kann mir nicht verkneifen zu schreiben: Dieselbe Unterstützung hätte ich mir von ihm gewünscht, doch es wäre unfair, es einfach so stehenzulassen.

    Nun ja, Augen zu und durch, den Tipp habe ich gerade erhalten. Ich werde ihn beherzigen, vorher möchte ich jedoch noch anmerken, auch diese Party gewann durch die Gesangseinlagen deutlich an Schwung.



    Manche Dinge ändern sich halt nicht ...

    Geändert von Laska (23.12.2022 um 12:26 Uhr) Grund: Falsch editiert

 

 

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